Die Anforderungen an die Architektur von Forschungseinrichtungen werden programmatisch immer vielfältiger. Häufig geht es nicht nur darum, Räume für die Forschung, ihre Verbreitung und monetäre Verwertung in einem Komplex oder „Cluster“ unterzubringen, sondern auch Präsentationsräume für die interessierte Öffentlichkeit zu integrieren und sich generell um eine architektonische, visuelle Identität zu bemühen.
Für das Institut der Mines-Télécom – eine öffentliche französische Einrichtung zur Forschung und Innovation im Bereich Digitaler Technologie – realisierten Block Architectes (Nantes) ein Gebäude, das als bauliche Antwort auf das Ansinnen der Mines-Télécom gelesen werden kann, ihre Aktivitäten verstärkt nach Außen zu kommunizieren. Der Neubau mit dem Namen ETOILE wurde als augenfälliges Repräsentationsprojekt auf dem Areal von Telecom SudParis und der Telecom Business School in Evry bei Paris entworfen.
Das ETOILE bietet Arbeitsräume für Lehrer, Dozenten und Doktoranden, die zu Informations- und Kommunikationstechnologien forschen, Konferenzräume, in denen wissenschaftliche Symposien abgehalten werden, Ausstellungsräumlichkeiten für die Präsentation der Produkte und Werkstätten wie das FAB Lab, in dem Prototypen entworfen und mit Rapid-Prototyping-Technologien produziert werden.
Die Architekten konzipierten das Gebäude im Wesentlichen in zwei Teilen, die sich formalästhetisch unterscheiden: ein Sockelgeschoss mit kristallförmiger Metallgitterhülle und ein stringenter, darüber ragender Riegel. Der Sockel ist das Schlüsselelement der Restrukturierung des Außenraumes, denn er schafft zukünftig die Verbindung zwischen dem neuen Eingang des Areals und dem Forum, das ein Herzstück der Anlage sein soll.
Der Gebäudesockel ahmt die gebrochene Oberfläche einer Gesteinsformation nach – Block Architectes bezeichnen seine Form als „Mineral Base“ – und lässt die Landschaftsgestaltung der umliegenden Campus-Anlage in die Architektur einfließen. Alle öffentlichen Funktionen des Neubaus wie Rezeption, Showroom, Konferenzzentrum oder Werkstätten sind hier untergebracht. Über das Sockelgeschoss setzen Block Architectes einen – wie sie ihn nennen – „Signalbau“, der auf die neue Außenwirkung der Forschungsanstalt verweist. Der viergeschossige Riegel, der die modernen Bürotypologien der Bestandsbauten auf dem Areal fortschreibt, ist mit einer Vorhangfassade aus Metalllamellen umhüllt. An einer Längsseite jedoch werden die Lamellen von einem feinen Gitter abgelöst, das schließlich die Schauseite des Gebäudes formuliert. (df)
Fotos: Philippe Piron
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