Polycarbonat auf der Fassade ist beliebt. Besonders in Verbindung mit Holz vermittelt das transluzente, wunderbar für den Selbstbau geeignete Material etwas Avantgardistisches und Kreatives. Den Eindruck hinterlassen zumindest aktuelle Beispiele wie ein
Minihaus in Ungarn, ein
Skaterpark in Dänemark oder – ganz prominent –
OMAs Umbau eines Ausflugslokals zum Garage Museum in Moskau. Mit dem
Energy Lab 2.0 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) greifen
Behnisch Architekten (Stuttgart) dieses Image von Polycarbonat auf, schließlich soll ihr Neubau eine zukunftsweisende Forschungsplattform beherbergen. Gleichzeitig ruft das Büro mit einer markanten Sheddach-Architektur ein Motiv von Industrie und Wissenschaft wach, wo nicht nur der Kunststoff, sondern vor allem die hinter ihm stattfindenden Forschungsaktivitäten zu verankern sind.
Im Energy Lab auf dem Campus Nord der Karlsuher Universität sollen Studierende und Wissenschaftler*innen künftige Systeme zur Stromgewinnung erforschen und damit nichts Geringeres als die allgemeine Wende zu erneuerbaren Energien mit vorantreiben. In einem Anlagenverbund werden elektrische, thermische und chemische Energieströme sowie neue Informations- und Kommunikationstechnologien verknüpft. Projektpartner des Energy Lab sind die Helmholtz-Zentren Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und das Forschungszentrum Jülich (FZJ).
Mit seinen zwei Sheddach-Gipfeln zeigt sich der freistehende Solitär an den gedrungenen Seiten im Osten und Westen nahezu expressiv, im Norden und Süden wird der zweigeschossige Bau zu einem langen, schmalen Riegel. Durch das transluzente Polycarbonat scheint die innere Konstruktion aus Holz und es macht bereits außen die großzügige, stützenfreie Versuchshalle sowie den zweigeschossigen Büroriegel ablesbar. Insgesamt umfasst das Forschungsgebäude eine Bruttogrundfläche von 1.730 Quadratmetern.
Den Hauptzugang legten Behnisch Architekten in den Westen. Über einen verglasten Windfang können die Forscher*innen und Studierenden in die zentrale Erschließungszone gelangen, die entlang einer leichten Glaswand, die Ost-West-Achse des Baus nachzeichnend, zwischen Büros und Halle führt. Zur Rechten öffnet sich durch eine Holzstruktur die Halle, zur Linken sind die Büroräume angeordnet, wo auch Kontrollstände, die Versuchsvorbereitung, Besprechungsräume und Nebenräume zu finden sind.
In der Gebäudemitte führt eine Treppe bzw. ein Aufzug in das Obergeschoss. Dort legten die Architekt*innen weitere Büro- und Vorbereitungsräume sowie eine Teeküche als Aufenthaltsbereich für die Mitarbeiter an. Die den Versuchsflächen zugeordneten Räume grenzen an den Luftraum der Halle und erlauben direkte Einblicke. Punktuelle Öffnungen der Bürofassade schaffen eine gezielte Belichtung der zurückhaltend gestalteten Innenräume.
(sj)
Fotos: David Mathiessen
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Max | 20.01.2020 19:32 UhrPolycarbonat? Gabs doch schonmal!
Tolle Alltagsarchitektur mit angemessenen Details. Ich sach ma so: wenn die Kritik beim fallrohr ansetzt, scheint hier ziemlich vieles richtig gemacht worden zu sein. Und kopievorwürfe zeigen meist die unterkomplexität des Analysten.Und bitte bitte: es gibt einen Genitiv!