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11.03.2020
Bauakademie kopflos
Florian Pronold zieht sich zurück
Zum Stand der Dinge, von Gregor Harbusch
Der designierte Gründungsdirektor der Bundesstiftung Bauakademie Florian Pronold zieht sich zurück. Das gab der SPD-Politiker gestern auf seiner Webseite bekannt. Pronold trifft damit die einzig richtige Entscheidung, denn nach der massiven fachlichen Kritik an der Personalentscheidung, einem Offenen Brief mit über 600 Unterzeichnern sowie juristischen Auseinandersetzungen war nur noch schwer vorstellbar, dass der 47-Jährige es geschafft hätte, die Fachöffentlichkeit beim konzeptionellen Aufbau der Institution überzeugend einzubinden.
Pronold begründet seine Absage mit der Karenzzeitregelung der Bundesregierung, nach der er erst zum 15. August 2020 – und damit 3,5 Monate später als geplant – seinen Posten hätte antreten können und sich vorher auch nicht ehrenamtlich um die Bauakademie kümmern dürfte. Seiner Ansicht nach sei jedoch jetzt „volle und zügige Handlungsfähigkeit in der Gründungsphase“ der Stiftung notwendig. Deswegen habe er nun den Stiftungsrat gebeten, ihn von seinen Verpflichtungen zu entbinden. Nachdem Pronold lange – dabei inhaltlich aber immer etwas vage – für seine „Herzensangelegenheit“ Bauakademie gekämpft hat, mag diese verfahrenstechnische Argumentation nicht so recht überzeugen. Wurde der interne politische Druck auf ihn doch zu groß? Hätte dieses viertel Jahr wirklich so eine entscheidende Rolle gespielt?
Letztere Frage stellt sich auch vor dem Hintergrund, dass die stellvertretende Direktorin der Stiftung Bauakademie, die Berliner Kulturmanagerin Julia Rust, ihre Arbeit regulär aufnehmen wird. Rust war Ende Januar in ihr Amt berufen worden. Sie leitet seit 2009 die Stiftung Olbricht, die in Berlin-Mitte den me Collectors Room Berlin betreibt. Mit Architektur hat Rust also noch weniger zu tun als Pronold. Relevanter dürfte ihre Erfahrung hingegen in der Vermittlungsarbeit sein.
Der Ball liegt nun beim Stiftungsrat und dessen Vorsitzender, Baustaatssekretärin Anne Katrin Bohle, die sich beim Streit um Pronold bisher zurück gehalten hat. Wird der Stiftungsrat die Findungskommission um einen neuen Personalvorschlag bitten? Oder wird die Stelle ein zweites Mal ausgeschrieben? Ein Statement dazu von Seiten des Innenministeriums, wo die Stiftung angesiedelt ist, war bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten.
Zum Thema:
Zur Causa Pronold äußerte sich auch Barbara Ettinger-Brinkmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, im großen BauNetz-Interview.
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