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19.01.2017
Potpourri in Stahl
Fitnessstudio in Chengdu
Fitnessstudios verströmen gemeinhin keine besonders angenehme Atmosphäre – zumindest für all jene, die keine ausgesprochenen Sport-Maniacs sind. Umso besser, wenn das lokale Klima eine offene Konstruktion mit viel frischer Luft erlaubt. So geschehen in Chengdu, einer chinesischen Großstadt der Provinz Sichuan, die mit einem subtropischen Klima gesegnet ist – was im vorliegenden Fall eine halboffene Konzeption erlaubte. Architekt Zhou Yonggang und sein Büro Horus Architectural Design HAD nutzten die Chance und gestalteten das Fitnessstudio Black Box Gym als Potpourri verschiedener Raumeinheiten, die sie um einen zentralen Hof gruppierten. Kooperationspartner von HAD waren Epos Architects, bei denen Yonggang auch als Partner fungiert.
Der quadratische Hof ordnet die gesamte Anlage. Eine breite Tribüne dient als informeller Aufenthaltsort und ermöglicht einen großzügigen Aufgang zur umlaufenden Terrasse im Obergeschoss. Der Basketballkorb an einer Seite des Hofs lädt zum Streetball ein. Offene Hallen mit Fitnessgeräten und einem Boxring schließen direkt an. Die einfache Stahlkonstruktion bestimmt den Charakter des Raums und schafft eine industrielle Atmosphäre; auch Erinnerungen an das Klischeebild von Boxringen in alten Fabriketagen werden geweckt. Die Yogahalle im Obergeschoss verrät demgegenüber Reminiszenzen an die traditionelle chinesische Architektur. Ein exponierter Aufenthaltsraum, ebenfalls auf Ebene 1, ist wiederum als maximal transparente Glasbox mit beweglichen Verschattungselementen gestaltet. Die geschlossenen Wandflächen vieler Bereiche lassen an Container denken.
Da die planerische Zukunft des Grundstücks offen ist, setzten die Architekten auf eine kostengünstige und temporäre Konstruktion aus Stahl. Sie arbeiteten jedoch nicht mit einer Einheitskonstruktion, sondern spielten die Möglichkeiten des einfachen Bauens in Stahl in verschiedenen Stimmlagen durch. Mehr als ein Detail verrät, dass die Gym schnell und günstig entstand. Hier wurde nicht unbedingt sorgfältig konstruiert, sondern eher geklebt und gebastelt. Auch ein unschöner Alterungsprozess scheint schnell einzusetzen, trägt aber vielleicht zum Reiz des Projekts bei. Dieses strahlt in manchen Bereichen zwar eine gewisse industrielle Atmosphäre aus, setzt aber im Inneren auf die internationalen Designstandards eines gehobenen Fitnessstudios.
Während das Äußere weitgehend in Weiß gehalten ist, entschieden sich die Architekten im Inneren für dunkle Farben, was dem Zentrum schließlich auch seinen Namen gab. Eine intransparente Black Box soll das Haus aber gerade nicht sein – sondern ein halb-öffentlicher Raum, der auch für kulturelle Aktivitäten offen steht und Leben in das umliegende Wohnviertel bringen soll. (gh)
Fotos: Arch-exist Photography
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