Mit der Herstellung von Kopfstützen für Friseurstühle begann 1922 die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens Greiner – in einer kleinen Werkstatt im schwäbischen Pleidelsheim. Heute zeigt sich das Unternehmen architektonisch weitaus auffälliger: Ihre Firmenzentrale wächst als scharf geschnittener Betonmonolith aus einer Umgebung von Satteldach-Häusern hervor. Noch immer sitzt Greiner in Pleidelsheim, und neben Sitzmöbeln für Medizin und Fahrzeugbau produzieren sie noch immer für den Friseurbedarf. Doch lenkt das Unternehmen seine Geschicke nun von diesem kühnen Neubau aus, einem Volumen mit 1.900 Quadratmetern Büro-und Ausstellungsfläche, den die jungen f m b architekten entworfen haben. Das Büro mit Sitz in Stuttgart wird von den beiden Partnern Norman Binder und Andreas-Th. Mayer geführt. Binder war in Pleidelsheim auch für die Projekt- und die Bauleitung verantwortlich.
Ursprünglich am Rande der Gemeinde gelegen, siedelten sich im Laufe der Greiner'schen Unternehmensgeschichte noch weitere Industrie-, Gewerbe- und selbst Wohnbauten um das Firmengelände an. Heute liegt das Greiner-Areal gleich an der nördlichen Ortsdurchfahrt des Städtchens. Hier befinden sich die Produktions- und Lagerhalle, die alte Firmenzentrale und der Neubau, dem das ehemalige Wohnhaus des Firmengründers weichen musste.
Die neue Firmenzentrale in Sichtbetonbauweise ist architektonisch äußerst reduziert. Über Eck öffnet sich das Erdgeschoss mit einem klaren, großzügigen Schaufenster; gleichzeitig wird das gesamte Bauvolumen durch die weite Dachterrasse dominiert, die gleichsam auf den städtebaulichen Zweck des Baus verweist: „Nicht primär um Kunden zu gewinnen“ entwickelten f m b die Architektur, „sondern um den Stadtraum zu beleben“.
Der Zugang erfolgt nicht über die Hauptstraße, sondern – etwas versteckt – über die östliche Seite direkt vom Vorplatz, der zugleich als Parkplatz dient. Auch die Ostfassade und die Eingangstür entsprechen in ihrer Geschlossenheit zunächst nicht den klassischen Formeln der Einladung. Jedoch ist das Foyer, mit seinem dreigeschossigen Luftraum und einer Wendeltreppe, „das repräsentative Herzstück des Neubaus“, durch ein großzügiges Schaufenster auch im Außenraum akzentuiert. Und im Inneren des Foyers wird wiederum der blockartige Charakter der Außenhülle miteinbezogen, indem die Wände in Sichtbeton ausgeführt wurden.
Die Grundrissorganisation im Erd- und ersten Obergeschoss dient verschiedenen Nutzungsarten. Die Straßenebene bietet für Ausstellungen und Veranstaltungen unterschiedliche räumliche Gestaltungsvariationen an, das erste Obergeschoss lässt sich als Kombi- oder Großraumbüro sowie als Business Club nutzen. Auf dem letzten Obergeschoss befinden sich der Konferenzraum und die Dachterrasse. So will sich die neue Generation des Traditionsunternehmens mit dem Neubau monolithisch und modern, zurückhaltend aber zugleich wachstumsorientiert repräsentieren. (mg)
Fotos: Brigida González
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Andrea Palladio | 07.04.2017 09:09 Uhr@Heinz
Nein, damit ist durchaus "gut" im universelleren Sinne gemeint.
Wenn Sie Architektur nach Vorschrift anschauen möchten, kann ich Sie z.B. auf das ebenfalls hier kürzlich vorgestellte Pfarrzentrum in Nürnberg verweisen. Dort sieht man dann Fensterbrüstungen, Dachabschlüsse, Sockelleisten, Aufhübschungen über schlimme Farben etc etc "wie man das halt so macht".