Sharjah, Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, liegt in der Agglomeration zwischen Dubai und Ajman am Persischen Golf und hat sich mittlerweile noch vor Abu Dhabi zur zweitgrößten Metropole der Vereinigten Arabischen Emirate entwickelt. Verbunden ist das stete Wachstum mit großen Herausforderungen Infrastruktur und Energieversorgung betreffend. Seit 2007 engagiert sich das einheimische Umwelttechnologie-Unternehmen BEEAH in den Bereichen Abfallwirtschaft, Recycling, erneuerbare Energien und grüne Mobilität. Nun ließ sich BEEAH von Zaha Hadid Architects (London) auf einem rund 90.000 Quadratmeter großen Areal in der Wüste Al Sajaa ein Firmensitz bauen, der neue Maßstäbe für klimaneutrale Architektur setzen will.
Spektakulär ist in jedem Fall die Form. Im internationalen Wettbewerb 2013 gewann das Büro – damals noch mit Zaha Hadid – den 1. Preis mit einem Entwurf, dessen organisch-abstraktes Erscheinungsbild sich an den überschneidenden, windgeformten Graten von Sanddünen orientiert. Das Design ist in die Landschaft eingebettet und entwickelt sich gleichzeitig aus ihr heraus. Der Bau soll die Prinzipien nachhaltiger Kreisläufe verkörpern und bei minimalem Energieverbrauch CO2-neutral sein. Ob es sich bei diesem Statement um mehr als bloßes Greenwashing handelt, lässt sich natürlich nur bedingt nachvollziehen. Zumindest erscheinen die teils höhlenartigen Räume angesichts der harschen Außenbedingungen aber auch nicht ganz falsch.
Die Architekt*innen sprechen von einer optimalen Ausrichtung der Form auf das lokale Klima. Die komplexe Gebäudestruktur ist nämlich Teil einer natürlichen Belüftungsstrategie. Die Konstruktion aus – natürlich – lokal hergestellten, zum Teil recycelten Materialien besitzt eine digital gesteuerte Außenhülle aus glasfaserverstärkten Paneelen zur Regulierung der Thermik im Gebäude. Mit Hilfe einer Photovoltaikanlage erzeugt der Komplex ausreichend Strom zur Deckung seines Energiebedarfs bei Tag und Nacht. Eine Wasseraufbereitung filtert das Abwasser vor Ort. Insgesamt umfasst das Projekt rund 9.000 Quadratmeter Nutzfläche.
Das geschwungene Volumen umschließt eine weitläufige offene Eingangshalle mit Kuppel und breiten Lichtbändern. Alle Innenräume, die an diesen Bereich anschließen, erhalten viel Tageslicht, ohne der direkten Sonne ausgesetzt zu sein. Die unterstützende künstliche Beleuchtung ebenso wie Temperatur wird außerdem automatisch an Belegung und Tageszeit angepasst. Neben Büros verfügt das Gebäude auch über ein Besucherzentrum und ein Auditorium. Der Bau soll laut Zaha Hadid Architects als „Blaupause für die intelligenten, nachhaltigen Städte von morgen dienen“. (uav)
Fotos: Hufton+Crow
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Den ebenfalls dringend notwendigen Ausbau der Bildungsinfrastruktur adressierte das Emirat bereits mit einer Bibliothek von Foster + Partners. Weitere gelungene Projekte sind ein Vogelbeobachtungszentrum von X-Architects und ein Geologiepark von HopkinsArchitects.
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Die Zuversicht | 24.05.2022 11:33 UhrDie Blaupause...
Vor dem Hintergrund der Arbeitsbedingungen auf den Baustellen dort reiner Zynismus.