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19.12.2024

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Stampflehm im Gewerbepark

Firmencampus für Weleda in Schwäbisch Gmünd


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Neunzig Millionen Euro hat die Naturkosmetik- und Arzneiherstellerin Weleda in ein neues Logistikzentrum an ihrem wichtigsten Standort Schwäbisch Gmünd investiert. Es sei die größte Investition in der Geschichte des Unternehmens, erklärte Geschäftsführerin Tina Müller anlässlich der Eröffnung Ende September 2024. Unter Leitung der auf Einzelhandelsarchitektur spezialisierten Michelgroup (Ulm/Zürich) sind im Gewerbegebietsabschnitt Gügling Nord IV drei Neubauten entstanden: je ein Gebäude für Produktion, Lager und Verwaltung. Man sieht ihnen sowohl ihren anthroposophischen Hintergrund als auch die Tatsache an, dass ihr Budget die für die Typologie gängigen Kosten weit überschreitet.

Ungewöhnlichstes Merkmal der Anlage ist sicher die acht Meter hohe, 60 Zentimeter starke Stampflehmwand des Hochregallagers. Sie ruht auf einer wasserdichten Betonwanne, die fünf Meter tief im Boden liegt. Der Aushub lieferte das Baumaterial der Lehmwand, die als „Naturklimaanlage“ für die hier gelagerten temperaturempfindlichen Kosmetika und Medizinprodukte fungieren soll. Tragwerksplanung und Rezepturentwicklung der Stampflehmbauteile stammen von ZRS Ingenieure (Berlin).

Zur Aufnahme vertikaler Lasten wurden die Wände mechanisch stark verdichtet, zudem wurden Geogitter eingelegt und alle vier Meter Betonringanker eingesetzt. So dienen sie als Sockel für die 16 Meter hohe, 40 Zentimeter dicke Holzrahmenbaukonstruktion, die Kaufmann Bausysteme (Reuthe) zugleich als Hochregallager und horizontal aussteifendes Tragwerk realisierten. Lediglich an der technisch herausfordernden Förderbrücke zwischen Lager und Funktionsgebäude musste zusätzlich ein Stahlrahmen integriert werden.

10.150 Quadratmeter Grundfläche bieten die fächerförmig angeordneten, auf verschiedenen Ebenen miteinander verbundenen Gebäude. Auf dem 72.000 Quadratmeter großen Grundstück wurden inklusive der Verkehrsflächen jedoch nur 20 Prozent Fläche versiegelt. Streuobstwiesen sowie Dach- und Pflanzgärten bieten den Mitarbeitenden Freizeitflächen. Eine Bepflanzung mit Rosen, Wacholderheide und regionalen Pflanzen soll zukünftig für hohe Biodiversität sorgen. Die Freiraumplanung übernahm Büro Hink Landschaftsarchitektur (Schwaigern).

Alle Arbeitsplätze werden natürlich belichtet und tragen der Firmenphilosophie des Wirtschaftens im Einklang von Mensch und Natur Rechnung. Dieser Ansatz liegt auch dem Nachhaltigkeitskonzept von Transsolar Energietechnik (Stuttgart) zugrunde. Es umfasst – neben dem Verzicht auf eine lufttechnische Anlage im Hochregallager – ein Wassermanagementsystem mit Regenwasserzisterne, ein Grauwassersystem, Versickerungsflächen, eine reversible Wärmepumpe und dach-, fassaden- und flächenintegrierte Photovoltaiksysteme mit circa 10.000 Quadratmetern Sammelfläche. Die Maßnahmen brachten dem Weleda Cradle Campus den 1. Platz in der Kategorie „Ökologische Wirklichkeit“ bei den diesjährigen Polis Awards ein. (kms)

Fotos: Marco Licht, Elias Hassos, ZRS Ingenieure, Weleda AG, Michelgroup


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

2

Sieben | 19.12.2024 18:52 Uhr

Holz / Klima

Mir wird wieder mal ganz schlecht, wenn ich mir vorstelle, wieviel Wald für dieses Gebäude gerodet wurde und welchen negativen Einfluss das auf das Klima haben wird.

1

Baumeister | 19.12.2024 16:05 Uhr

Nachhaltig

Stampflehm macht sich im Marketing bestimmt ganz prima.

Ich sehe:

- Sehr viel Beton
- Lehm, der an kritischen Stellen bereits erodiert (Bild3)
- Holz in der Fassadenkosmetik
- Photovoltaik in der Fassade wo sie verschattet wenig bringt aber prima zu sehen ist und 2/3 der Dachfläche ohne Solarzellen
- Einen Versandbereich wie überall in der Welt mit viel Plastikfolie und Einwegkartons

Wenn jetzt auch noch auf Plastiktrinkhalme in der Kantine verzichtet wird, ist das Ganze wirklich ein ganz großer Schritt, der überall verkaufsfördernd vermarktet werden sollte …

 
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