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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Finanzamt_in_Karlsruhe_von_Wittfoht_Architekten_7551563.html

04.03.2021

Ein Riegel im Hof

Finanzamt in Karlsruhe von Wittfoht Architekten


Ein Finanzamt ist kein Ponyhof, könnte man in Abwandlung eines beliebten Sprichworts angesichts der strengen Architektur dieses Neubaus in Karlsruhe sagen. Und ganz falsch läge man damit sicherlich nicht, handelt es sich hier doch um eine Behörde mit ziemlich klar strukturierten Arbeitsabläufen. Eine verspielte Startup-Gestaltung wäre da jedenfalls fehl am Platz. Hinzu kommt, dass die Monumentalität des Riegels nicht den Stadtraum dominiert, sondern eine ziemlich heterogene, eher hinterhofartige Situation neu ordnet. Wittfoht Architekten aus Stuttgart inszenieren ihren Entwurf hier in stimmigem Kontrast zur dekorativ gestreiften ehemaligen Parfümfabrik Wolff und Sohn. In deren denkmalgeschützen Nachbarbauten residieren heute Teile des Polizeipräsidiums.

Als Ergebnis eines VOF-Verfahrens 2016 ist an der Durlacher Allee im Karlsruher Osten ein Gebäude von 5.700 Quadratmeter Nutzfläche entstanden. Zur Verfügung stehen sechs ober- und zwei unterirdische Stockwerke. Durch Absenkung der von Glück Landschaftsarchitektur geplanten Außenanlagen wird einseitig auch das erste Untergeschoss natürlich belichtet. Hier befindet sich eine Cafeteria, die auch Terrassenplätze bietet. Der öffentliche Zugang des Finanzamts liegt wiederum auf der Ostseite des Riegels an einem gepflasterten Vorplatz. Besucher*innen gelangen von dort in ein kompaktes zweigeschossiges Foyer mit direktem Zugang zu den Beratungsplätzen der zentralen Informations- und Anlaufstelle. Sichtbeton trifft hier auf helle Einbauten, Steinböden und akzentuierte Flächen in Holz.

Die Fassade aus Beton deutet es mit ihren konsequent im Raster gesetzten, bodentiefen Fenstern bereits an: Die innere Struktur dieses Gebäudes wurde insbesondere mit Blick auf Effizienz und Flexibilität organisiert. Die Grundrisse zeigen meist Kombibüros mit Zweiereinheiten und einer variabel nutzbaren Mittelzone. Aber auch andere Lösungen ließen sich innerhalb der Kubatur realisieren. Eine amtsspezifische Besonderheit – zumindest in diesem Maßstab – stellen die ebenfalls in der Mittelzone angeordneten Kompaktmagazine dar. Hinzu kommen in den Worten der Architekt*innen einige teils geschossübergreifende Freiräume „dort, wo man sie nicht vermuten würde“.

Ein erwähnenswertes Detail des neuen Finanzamts lässt sich in Fotografien allerdings nicht vermitteln. Als Kunst am Bau hat die Künstlerin Katharina Hohmann eine Arbeit umgesetzt, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart des Areals vermittelt: Gemeinsam mit dem Parfümeur Andreas Wilhelm entstand ein Duft, der nach frischem Geld riechen soll und im Erdgeschoss des Finanzamts käuflich erworben werden kann. (sb)

Fotos: Brigida González


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