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09.02.2022
Dystopie, Hausbesetzung, Korruption
Filmtipps zur Berlinale 2022
2021 musste die Berlinale pandemiebedingt zeitlich und räumlich aufgeteilt werden, dieses Jahr werden die Berliner Filmfestspiele ab dem 10. Februar 2022 wieder für zehn Tage zu einem internationalen Treffen von Publikum und Filmbranche – in Präsenz. Wir haben Filme mit Architektur- und Stadtbezug im Programm gefunden, die man sich auch für die Zeit nach der Berlinale merken kann.
Sektion Perspektive Deutsches Kino:
Natalia Sinelnikova: „Wir könnten genauso gut tot sein“
J.G. Ballard machte das Hochhaus zum Ort einer Dystopie, und auch in Natalia Sinelnikovas Langfilmdebüt wird das Wohnen auf vielen Etagen mit dunklen Fluren und hallenden Treppenhäusern zum Schauplatz für eine zeitlose dystopische Versuchsanordnung. Im Zentrum steht die Macht der Angst. Ein Hochhaus am Waldrand (das es im Original nicht gibt) scheint die letzte zivilisierte Bastion einer aus den Fugen geratenen Welt zu sein. Doch dann verschwindet der Hund des Hausmeisters, und auch unter den vermeintlich im Hochhaus geschützten Bewohner*innen verbreitet sich eine irrationale Angst.
„Wir könnten genauso gut tot sein“ von Natalia Sinelnikova
Deutschland / Rumänien 2022
Deutsch, Polnisch, Untertitel: Englisch
94 Minuten, Farbe
Vertrieb: Fortissimo Films
Screenings (verschiedene Spielorte): Freitag, 11. Februar 18.45 Uhr; Samstag, 12. Februar 14.30 Uhr; Donnerstag, 17. Februar 14 Uhr; Freitag, 18. Februar 11Uhr; Samstag, 19. Februar 21.30 Uhr
Sektion Panorama:
Idan Haguel: „Concerned Citizen“
Vor der Kulisse eines sich wandelnden Stadtviertels in Tel Aviv, dem migrantisch geprägten Neve Sha’anan, portraitiert Idan Haguel den Alltag eines homosexuellen Mittelschicht-Paars. In seinem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung verengt es zunehmend seinen Blick auf die Geschehnisse des Alltags und deckt Vorurteile auf. Die sich vollziehende Gentrifizierung von Neve Sha'anan wird dabei zu einer Metapher für eine Gesellschaft, in der Toleranz schnell ihre Grenzen erreicht.
„Concerned Citizen“ von Idan Haguel
Israel 2022
Hebräisch mit englischen Untertiteln
82 Minuten, Farbe
Vetrieb: m-appeal world sales
Screenings (verschiedene Spielorte): Mittwoch, 16. Februar 16 Uhr; Donnerstag, 17. Februar 21 Uhr; Freitag, 18. Februar 17.30 Uhr; Samstag, 19. Februar, 20 Uhr; Sonntag, 20. Februar, 20.30 Uhr
Miloš Pušić: „Heroji radničke klase“ (Working Class Heroes)
Die ewige Baustelle eines korrupten Immobilienunternehmens bildet den Schauplatz dieses tragischen und leichthändigen Films von Miloš Pušić. Hauptfigur Lidija ist Frau für alles in der dubiosen Firma, sie betrügt, besticht und bewacht eine Gruppe illegaler Bauarbeiter. Miloš Pušić macht in „Working Class Heroes“ die Baubranche zum Signet eines entfesselten Kapitalismus in einer resignierten Gesellschaft.
„Heroji radničke klase“ (Working Class Heroes) von Miloš Pušić
Serbien 2022
Serbisch, Untertitel: Englisch
85 Minuten, Farbe
Vertrieb: Heretic Outreach
Screenings (verschiedene Spielorte): Dienstag, 15. Februar 19.15 Uhr; Mittwoch, 16. Februar 13.30 Uhr; Freitag, 18. Februar 17 Uhr; Samstag, 19. Februar 11 Uhr; Sonntag, 20. Februar 11.30 Uhr
Sektion Berlinale Shorts:
Die Kurzfilme der diesjährigen Berlinale zeigen an vielen Stellen den architektonischen Blick, allerdings auf verschiedene Programme verteilt. Da ist einmal Alice Brygos 31-minütiger, zwischen Performance und Dokumentarfilm oszilierender Beitrag „Soum“ im Programm Shorts I. Anhand der Besetzung eines leerstehenden Bankgebäudes thematisiert die Regisseurin Stadt als Raum von Gemeinschaft und Erinnerung.
Berlinale Shorts I
Screenings (verschiedene Spielstätten): Samstag, 12. Februar 12 Uhr & 18.30 Uhr; Sonntag, Donnerstag, 17. Februar 19 Uhr; Sonntag 20. Februar 15.30 Uhr
Ebenfalls aus Frankreich kommen Jean-Sébastien Chauvins 18 Minuten lange, filmische Gedanken zur Metropole als Organismus und zur Cyberpunk Architektur in „Mars Exalté“. Im gleichen Programm der Berlinale Shorts II portraitiert auch Pedro Cabeleira in seinem Halbstünder „By Flávio“ eine alleinerziehende Mutter, die zwischen dem digitalen öffentlichen Raum von Instagram und dem tatsächlichen öffentlichen Räumen von Einkaufszentren ihr Leben organisiert.
Berlinale Shorts II
Screenings (verschiedene Spielorte): Samstag, 12. Februar 21.30 Uhr; Sonntag, 13. Februar 12 Uhr; Donnerstag, 17. Februar 15.30 Uhr; Samstag, 19. Februar 19 Uhr
Das Haus als Zeichen von Wohlstand und sozialem Aufstieg setzt Anabela Angnelovska ins Zentrum ihres 30-minütigen Filmessays „Retreat“ in den Shorts III. Für die Errichtung ihrer kleinen Paläste und Villen in Nordmazedonien müssen allerdings die privaten Bauherr*innen erst einmal Geld verdienen, unter anderem als günstige Dienstleister*innen für die US-Armee in ausländischen Kriegsgebieten. Die gewünschte Idylle des Eigenheims und die psychische Verfasstheit der Bewohner*innen kann dann jedoch weit auseinander klaffen.
Berlinale Shorts III
Screenings (verschiedene Spielorte): Sonntag, 13. Februar 21.30 Uhr; Montag, 14. Februar 12 Uhr; Freitag, 18. Februar 19 Uhr; Samstag, 19. Februar 15.30 Uhr
Text und Auswahl: Sophie Jung
Zum Thema:
Der Kauf von Tickets ist jeweils drei Tage vor der Präsenzvorstellung möglich. Das gesamte Programm der Berlinale 2022 unter: www.berlinale.de/de/programm/
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Still aus: „Wir könnten genauso gut tot sein“ von Natalia Sinelnikova
Still aus „Heroji radničke klase“ (Working Class Heroes) von Miloš Pušić
Still aus „Retreat“ von Anabela Angelovska
Still aus „Soum“ von Alice Brygo
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