Die „Diagonale“ ist das jährliche Festival des österreichischen Films in Graz. Dieses fand 2012 zwar bereits im März statt, dennoch kommt am nächsten Mittwoch noch – quasi als sehr später Nachzügler – ein Filmabend mit zwei äußerst interessanten Beiträgen zu den beiden wohl bemerkenswertesten, erschreckendsten und faszinierendsten Monumentalwohnungsbauten, die als Beitrag zum Glauben der Moderne an eine „neue Stadt“ in Italien realisiert wurden.
„Il Palazzo“ von Katharina Copony (2006, 45 Minuten) widmet sich dem fast 1.000 Meter langen sozialen Wohnungsbau „Corviale“ an der städtischen Peripherie von Rom. Von Be- und Anwohnern gerne „Ungeheuer“ (monstro) genannt sollte hier eine vertikale Stadt entstehen: „Wie ein Monolith liegt er in freier Landschaft, bis heute leben in ihm etwa 8.000 Menschen, er wurde nie gänzlich fertig gestellt. Das Versprechen eines urbanen Lebensraums hat er an seine Bewohner abgegeben, und es ist das große Vermögen des Films von Katharina Copony, dass er in dieser Leerstelle zu seinen Bildern und Erzählungen findet. Es ist ein Film über die Aneignung und Nutzbarmachung eines Ortes, der schon längst als Un-Ort in die Geschichte eingegangen ist, für seine Bewohner aber nach wie vor den aktuellen Rahmen ihres Lebens stellt“, schreibt Lina Launhardt über den Film.
Der zweite Film verspricht ebenso spannend zu werden. Lotte Schreiber hat „Quadro“ (2002, 10 Minuten) dem riesigen, namenlosen und quadratischen Wohnblock gewidmet, der in den Bergen über Triest steht und von beinahe jedem Ort der Stadt aus zu sehen ist. Norbert Pfaffenbichler schreibt: „In diesem strukturalistischen Bauwerk sind die sozialutopischen Ideen dieser Epoche als kühne, maßstabslose Betonkonstruktion ausformuliert. Material und Struktur dienen als verbindende Elemente der filmischen Interpretation. Der Rhythmus der Montage entspricht dem Metrum der architektonischen Struktur. Den Materialien Sichtbeton und Glas setzt die Künstlerin und Architektin Lotte Schreiber Super8 und Digitalvideo entgegen. Dieses Video ist keine Architekturdokumentation im üblichen Sinn. Es entstand allein aufgrund der subjektiven Faszination der Filmemacherin an der gebauten Manifestation einer radikalen gestalterischen Idee und einer gescheiterten sozialen Utopie.“
Lotte Schreiber wird anwesend sein.
Termin: Mittwoch, 28. Juli 2010, 19 Uhr
Ort: HdA im Palais Thinnfeld, Mariahilferstraße 2, 8020 Graz
Zum Thema:
www.hda-graz.at