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18.07.2022
Kreislauffähig gestapelt
Feuerwehrhaus in Straubenhardt von wulf architekten
Die Kommune Straubenhardt südwestlich von Pforzheim hat sich 2019 zur ersten baden-württembergischen Cradle-to-Cradle-Modellgemeinde erklärt. Dementsprechend folgt auch der Neubau eines örtlichen Feuerwehrhauses als eines der ersten öffentlichen Gebäude bundesweit dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Entworfen und in den Leistungsphasen 1 bis 9 betreut wurde das Projekt von wulf architekten. Das Stuttgarter Büro hatte sich in einem 2017 durchgeführten Verhandlungsverfahren den ersten Rang gesichert. Die Kosten für den Bau mit 4.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche werden mit 12,5 Millionen Euro angegeben.
Das neue Feuerwehrhaus führt sechs bislang eigenständige Feuerwehrabteilungen an einem strategisch günstigen Standort zusammen. Um die versiegelte Fläche zu minimieren, wurden die verschiedenen Funktionen unter Ausnutzung der Hanglage des Baugrundstücks gestapelt. Der massive Sockel aus Beton wurde in den Hang eingefügt. Er öffnet sich nördlich zur Straße und nimmt die Halle für die Fahrzeuge, alle für einen Einsatz notwendigen Funktionen sowie Lager- und Technikflächen auf. Darüber befindet sich ein offenes, multifunktionales Zwischengeschoss mit zwei Lichthöfen, das von der Straße aus über eine außenliegende Rampe erreichbar ist. Es dient als Parkierungsebene, als Aufenthaltsbereich und für Veranstaltungen.
Mittels V-Stützen darüber aufgeständert ist ein zweites Volumen, das einen Schulungsraum, Büroflächen und weitere Gemeinschaftsräume für die rund 230 Feuerwehrangehörigen umfasst. Der Holzbaukörper wurde mit einer homogenen weißen Streckmetallfassade umhüllt. Überragt wird der langgezogene Baukörper von einem turmartigen Erschließungskern, der sich auch farblich absetzt. Ein 700 Quadratmeter großer Übungsplatz hinter dem Gebäude ist ebenfalls Teil der Anlage.
Für die Einhaltung der Cradle-o-Cradle-Maßgaben – die verbauten Materialien sollen schadstofffrei, einfach trennbar und wiederverwendbar sein – arbeiteten wulf architekten mit dem Umweltberatungsinstitut EPEA, einer Tocher des Beratungsunternehmens Drees & Sommer zusammen. Das Institut habe 248 Materialien und 79 Bauteile in Bezug auf Materialgesundheit, sortenreine Trennbarkeit, den Energiebedarf und die CO2-Emissionen bei Herstellung und Transport geprüft, erklären die Architekt*innen. Um die Kreislauffähigkeit sicherzustellen, verzichteten sie weitestgehend auf Klebstoffe, Anstriche oder Putze. Holzbauelemente sind verschraubt statt vernagelt oder verklebt. Ein digitaler „Gebäuderessourcenpass“ dokumentiert die verbauten Materialien und deren chemische Zusammensetzung, um eine künftige Wiederverwendung zu erleichtern. (da)
Fotos: Brigida González
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