Rot liegt in der Natur der Sache – es ist die Farbe der Feuerwehr und bietet sich deshalb natürlich auch für Feuerwachen an. Soweit also erst mal keine Überraschung, wenn man sich die neue Feuer- und Rettungswache 21 in der Frankfurter Nordweststadt ansieht, die Ende Januar bezogen wurde. Doch der spezielle, erdige Rotton der neuen Wache von Kölling Architekten aus Bad Vilbel ist keineswegs eine willkürliche künstlerische Entscheidung. Vielmehr griffen die Architekten auf das sogenannte Nidenser Rot zurück, benannt nach der antiken Römerstadt Nida, deren Nordtor man im Zuge der Erdarbeiten für den Neubau fand. Ausgehend von diesen und weiteren archäologischen Funden arbeiteten die Architekten mit einem komplexen Farbprogramm, das sich durch das gesamte Gebäude zieht und bis zu einem dunklen Violett variiert wird.
Der alte Standort der Wache befand sich direkt im Nordwestzentrum, einem riesigen, kompakten Einkaufszentrum aus den 1960er Jahren. Da die Miete jedoch zu hoch und die Räumlichkeiten zu groß waren, entschied man sich für einen Neubau ein paar Meter weiter. Die räumliche Nähe zum spätmodernistischen Shopping-Gebäudekomplex merkt man dem Neubau auch gestalterisch an. Denn nicht nur im Fundamentbereich der diversen Zufahrtsrampen und Verkehrsflächen vor der neuen Wache, sondern auch an ihrer Fassade arbeiteten die Architekten mit präfabrizierten Betonplatten, wie sie auch von den Kollegen in den 1960er Jahren geliebt wurden. Der Duktus des Neubaus ist dementsprechend sachlich und streng, die Gliederung klar horizontal.
Einer der interessantesten Aspekte des Projekts ist sicherlich die Lage des Hauses und seine verkehrliche Anbindung. Die Feuerwache steht nämlich auf einer Restfläche zwischen mehrspurigen Schnellstraßen. Der sechs Meter messende Höhenunterschied auf dem relativ kleinen Grundstück erschwerte die Planung zusätzlich. Die Architekten machten aus der Not eine Tugend und fügten das Haus und die Zufahrtswege gekonnt in das steil abfallende Grundstück ein. Die Wagenhallen für Rettungsdienst und Feuerwehr liegen getrennt und auf unterschiedlichen Niveaus. Die kleine Halle für die drei Fahrzeuge des Rettungsdienstes ist nach Westen orientiert und ein Geschoss höher als die größere, nach Osten gerichtete Halle für die fünf Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr. Um diese beiden Hallen herum ist das restliche Raumprogramm angeordnet.
Das Ergebnis dieser aus der Topographie entwickelten Struktur ist mehr als passend, da sich die Wache mit insgesamt drei Ausfahrten zu allen umgebenden Straßen öffnet, also maximal optimiert an das Verkehrsnetz angebunden ist. Dass ein öffentlicher Funktionsbau so selbstbewusst einen gesichtslosen Restraum der problematischen Verkehrsplanungen der Nachkriegszeit besetzt, ist erfreulich. Diese sinnvolle räumliche Platzierung tröstet sicherlich auch darüber hinweg, dass der Bau in formaler Hinsicht vielleicht ein wenig arg sachlich ausgefallen ist. (gh)
Fotos: Christoph Kraneburg
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Harald | 17.03.2017 12:10 UhrKommentar
Wie viel Architektur braucht eine Feuerwache? Ja, alles optimiert und sauber durchgeplant. Funktioniert bestimmt gut. Aber auch wieder emotionslos, irgendwie. Ja klar, eine Feuerwache muss rot sein, irgendwie. Ist das dann schon ein Konzept? Wuerde man dort gerne arbeiten, auf dem urbanen Niemansland zwischem Autobahnrampen? Kann man dort als Architekt ueberhaupt was tolles machen? Und was macht man eigentlich auf der Terrasse? Da ist es bestimmt laut und die Luft ist schlecht.