Die erste Ausgabe des dreitägigen Upstream-Festivals in Seattle in der zweiten Maiwoche diesen Jahres scheint etwas verregnet gewesen zu sein. Das hat dem Spaßfaktor des Musikfestivals mit umfangreichem Line-Up und angeschlossener Konferenz zum Thema Musikindustrie in Zeiten von Gobalisierung und Digitalisierung mit Sicherheit keinen Abbruch getan. Für ein transparentes Dach über dem Kopf war jedenfalls gesorgt – zumindest im Seattle PlayGround, einem temporären Pavillon, den das in Seattle ansässige Büro Best Practice Architecture für das Festival konzipiert hatte. Auftraggeber und Sponsor der mobilen Struktur aus Baugerüsten, blauen und gelben Kunststoffschnüren, Sperrholz und Plastikplanen war die Non-Profit-Organisation Visit Seattle.
Als eine von mehreren künstlerischen Installationen und nahe des zentralen Bühnenbereichs gelegen bot der Seattle PlayGround den Festivalbesuchern einen wettergeschützten Ort, an dem sie sich ausruhen, über die Stadt informieren und zugleich lokale kulinarische Spezialitäten ausprobieren konnten. Der fast 150 Quadratmeter fassende zeltartige Bau war durch ein entsprechendes Raumprogramm definiert, das von einem Bar- und Loungebereich über Monitore, auf denen Kurzfilme gezeigt wurden, bis zu einer „Live Art Corner“ reichte, in der sich der Künstler Shogo Oto bei der Arbeit zuschauen ließ.
Hinein bzw. hinaus führte ein sogenannter „Experience Tunnel“ bestehend aus ausgeliehenen Gerüstelementen – eine Anspielung auf die gegenwärtige Omnipräsenz von Baustellen in der Stadt. Das spielerische „Erlebnis“ bildete die Fassade aus zahreichen zwischen den Gerüsten gespannten Gummiseilen – die zusammengenommen eine Länge von gut 6 Kilometern erreichten. Im Inneren des Pavillons dienten die elastischen Schnüre außerdem als unterteilende Wandelemente, darüber hinaus wurden durch in einzelne Gerüstabschnitte eingearbeitete Sperrholzelemente kleine semi-private Rückzugsecken geschaffen. Eine Indoor-Wiese und ein Kronleuchter markierten den Loungebereich.
Aufgrund der kurzen Lebenszeit des Bauwerks war die Wiederverwendbarkeit der Baumaterialien maßgeblich für deren Auswahl. Die Schnüre werden für das nächste Kunstprojekt aufbewahrt, auch für das Sperrholz fand sich eine weitere Verwendung und die während des Festivals im Pavillon entstandenen Kunstwerke hängen nun in den Büros des Auftraggebers. Der Pavillon sollte zudem einfach und schnell auf- und abbaubar sein – das Bauteam errichtete ihn in zwölf Stunden, der Abbau dauerte nur drei. (da)
Fotos: Ed Sozinho