Die in der politischen Debatte um Verkäufe von Landeseigentum oft als „Tafelsilber“ bezeichneten Berliner Wohnungsbaugesellschaften baten am 21. April 1999 im Rahmen eines Festaktes in den Konzertsaal der Berliner Hochschule der Künste (HdK). Die im Jahr 1924 gegründeten Gesellschaften DEGEWO, GEHAG, GSW, Stadt und Land sowie die Investitionsbank Berlin (ehemals „Wohnungsbaukreditanstalt“) begehen in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum, die GEWOBAG sogar ihr 80-jähriges.
Vor allem die durch die gemeinnützigen Wohnungbaugesellschaften errichteten Großsiedlungen der Weimarer Republik (z.B. Bruno Tauts Hufeisensiedlung oder seine „Wohnstadt Carl Legien“) bilden die Grundlage des traditionsreichen städtischen Wohnungsbaus in Berlin.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, gelobte in seiner Ansprache einmal mehr das Festhalten an sozialen Grundsätzen und den vorsichtigen Umgang mit dem „Tafelsilber“ - ob er Wort hält, wird sich zeigen. Nach den Festrednern aus der Wohnungswirtschaft, die mit Strenge zur Wende im kommunalen Wohnungsbau aufriefen, zeichnete Prof. Hanns Adrian den Weg der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften und der Wohnungsbaupolitik in Deutschland eindringlich nach. Auch sein Resümee forderte zu sofortigem Handeln auf: zu Erhalt und Pflege der Wohnungsbestände der öffentlichen Hand, die als traditionelles Steuerungsmittel der Wohnungspolitik vermutlich ein wenig mehr sind als „Tafelsilber“ - das Besteck, mit dem wir täglich essen.
Die Ausstellung „Wohnen in Berlin - 100 Jahre Berliner Wohnungsbau“ im Haus der Investitionsbank, Bundesallee 208-210, ist vom 21. April bis zum 13. Juni 1999 zu besuchen; ein Schuber mit Publikationen zu allen Gesellschaften erscheint in Kürze.