Der Leerstand im ländlichen Raum ist nicht nur in Deutschland – zum Beispiel bei der IBA Thüringen oder der Nachnutzung von LPG-Bauten in Brandenburg – ein Thema. Auch in Spanien stellt sich zunehmend die Frage, wie mit ehemaligen Landwirtschaftsgebäuden umgegangen werden kann, die seit Mitte des Jahrhunderts viele Dorfränder charakterisieren und heute leer stehen.
Seit Mitte des Jahrhunderts? Genau, es geht hier nicht immer nur um pittoreske alte Anlagen, aus denen man zur Not noch ein Luxushotel machen kann. Eine weitverbreitete Typologie, die auch dem Estudio Primitivo Gonzalez Arquitectos (Valladolid) bei ihrem kürzlich fertiggestellten Projekt als Ausgangspunkt diente, ist die einfache Lagerhalle: Ein paar tragende Wände, eine leichte Metallkonstruktion und ein Giebeldach ergeben einen weiten luftigen Raum. Der Wert dieser Typologie liegt also weniger in seiner Materialität oder dem gut oder weniger gut erhaltenen Zustand, als vielmehr in seiner Offenheit, dem Volumen, das für flexible Nutzungen und Improvisationen zur Verfügung steht.
In Castronuño, zwischen Salamanca und Valladolid, wird das umgenutzte Gebäude als Lager- und Präsentationsraum einer kleinen Keramik-Sammlung und zugleich als Ferien- und Wochenendhaus genutzt. Außen ist diese Veränderung jedoch nicht ablesbar, der Baukörper wirkt hier eher verschlossen. Neben der Isolierung und Sandwich-Paneelen auf dem Dach wurden dem Bestand mit Läden verschließbare Fensteröffnungen hinzugefügt, die bei Bedarf den Blick auf die Landschaft freigeben. Im Garten wurden im Zuge der Umnutzung zwölf Granatapfelbäume gepflanzt, während im Inneren das Gerüst des Anstreichers, das nach Ende des Umbaus einfach hier verblieb, als Multifunktionsmöbel – Regal, Tisch, Pflanzengarten oder Etagenbett – Einzug in die Einrichtung gehalten hat.
Der offene, loftartige Raum, der den Blick vom Hügel aus über die Landschaft und das Naturschutzgebiet Parque Natural de las Riberas erschließt, zeigt eine sehr schöne Möglichkeit, den Leerstand auch von gewöhnlichen Gebäuden als Potenzial zu nutzen. Die Frage nach der Implementierung von Ferien- und Freizeitwohnungen ohne dauerhaften Mehrwert für die sich verändernden Dorfstrukturen bleibt jedoch auch bei diesem Projekt unberücksichtigt. (rc)
Fotos: Luis Díaz Díaz
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