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12.09.2017

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Alchemist am Seeufer

Ferienhaus in der Uckermark von Thomas Kröger Architekten


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In Gerswalde leben zwar nur 1.600 Einwohner – aber hier stehen bereits drei Bauten des Berliner Büros Thomas Kröger Architekten. Das sind erstaunliche Zahlen, doch die Gemeinde in der landschaftlich reizvollen Uckermark, ganz im Norden Brandenburgs, scheint es dem Architekten und seinen Bauherren offenbar angetan zu haben. Nach dem Schwarzen Haus und dem nicht weniger sehenswerten Werkhaus (beide 2012 vollendet), wurde mit dem Pavillon nun ein kleines, ungewöhnliches Ferienhaus auf einem großen Seegrundstück fertig gestellt.

In einem Interview in der ARCH+ Anfang des Jahres äußerte sich Kröger eindeutig zu dem Haus: „Ja, es ist das Übertriebenste, das wir bislang gemacht haben, sowohl in seiner Materialität als auch in der Typologie.“ Was damit gemeint ist, macht der Blick auf die anderen Bauten Krögers in der Gemeinde klar. In beiden Fällen griff er regionale Typologien und Elemente auf und interpretierte sie mit großer zeitgenössischer Klarheit, weshalb beide Projekte 2014 im Wettbewerb Häuser des Jahres ausgezeichnet wurden.
 
Ganz anders nun bei dem zweigeschossigen Pavillon über unregelmäßig hexagonalem Grundriss. Thomas Kröger Architekten setzen hier auf eine beinahe manieriert wirkende Artifizialität. Inspiration fanden sie nicht in der näheren Umgebung, vielmehr translozierten sie Gefundenes aus gänzlich anderen Kontexten auf das Seegrundstück mit seinen eindrucksvollen Kirschbäumen. Die Romantik des englischen Landschaftsgartens und die Typologie des offenen Tanzpavillons sind hier ebenso zu nennen wie die Architektur des Expressionismus, die in dem mit Metallschindeln verkleideten, hut-förmigen Dach durchschlägt.
 
Das Innere des Hauses ist um eine offene Wohnhalle mit Sofa und Kamin organisiert. Drei trichterförmige Bereiche schließen offen an. Durch einen betritt man das Haus, die beiden anderen (einer davon fungiert als Küche und Essbereich) orientieren sich nach außen und inszenieren Blicke in die Landschaft. Hier wurde  mit raumhohen Glasscheiben zwischen schwarzen Holzstützen gearbeitet, die auf fast schon prätentiöse Weise mit den schwarzen Sparren und der weißen Untersicht des gezackten Dachüberstandes kontrastieren. Eine ungewöhnliche Kombination, die wie ein Widerhall des gesamten Entwurfs gelesen werden kann, der seine Qualitäten aus der eigenwilligen Synthese unterschiedlicher Elemente zieht.
 
Zwischen den drei offenen Raumbereichen liegen zwei kompakte Schlafzimmer und ein Badezimmer – wie kleine geschlossene Kammern. Im Obergeschoss befindet sich das große Schlafzimmer der Bauherren, das durch ein Dachfenster vom Bett aus den Blick in den nächtlichen Sternenhimmel ermöglicht. Das Fenster war ein expliziter Wunsch der Bauherren. Es gibt dem Dach eine klare Ausrichtung und lässt den Pavillon ein wenig wie das geheimnisvolle Haus eines Alchemisten wirken, der hier in der Einsamkeit astrologische Beobachtungen anstellt. (gh)

Fotos: Thomas Heimann, Thomas Kröger


Zum Thema:

Mehr über Thomas Kröger Architekten in der Baunetzwoche #391 Berliner Ton.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

Karin Käpernick | 04.11.2019 14:38 Uhr

Welche Größe hat das Haus?

Ich habe jetzt schon zum 10. Mal dieses Haus aufgerufen.
Es lässt mich nicht los.

In den Sternenhimmel bei Nacht zu schauen, einfach wunderbar.

Ich will das Haus!!!!!

11

noja | 14.09.2017 13:54 Uhr

So viel Aufregung um ein Hexenhaus?

Lustig für ein Ferienhaus. Grundriss sehr gut bis auf die Stufe im EG. Dach kann in 10 Jahren unerträglich und nicht mehr lustig werden. Muss man mögen und ein Stück Kitsch zahlen wohlen. Provokation statt Ruhe im Urlaub.

10

Bert K. | 14.09.2017 13:32 Uhr

Formalismus

ja,
vielleicht sind die Zeiten, in denen man sich noch der mühevollen Denkarbeit über die Gesellschaft hingegeben hat vorbei,

jetzt wird nur noch konsumiert,

Grundrisse werden in ideale Formen gepresst,

man hat wieder eine designerische Bedienungsanleitung, wie man Leben soll,

das Kleinbürgertum lebt,

performatives Entwerfen war einmal,

9

solong | 14.09.2017 10:36 Uhr

... oh ...

... die generation Y ... erkennt ... in dieser "praline" ... den einzug ... von gefühl und phantasie in die architektur ... zuviel "lillifee + co." gesehen ... statt architekur studiert ?! ...

8

Jan | 13.09.2017 17:30 Uhr

schön

dass Gefühl und Phantasie wieder Einzug in das architektonische Schaffen halten.

Es lebe die Postmoderne!!!

7

TomB | 13.09.2017 09:40 Uhr

Mr.Kröger

Flott ! :-)

6

architekt aus leidenschaft | 12.09.2017 20:47 Uhr

Bravo

Bravo!
Eine Augenweide!

Mit besten Grüßen
Ein Architekt aus Köln.

5

DasHolzspatel | 12.09.2017 18:34 Uhr

Kröger Pralinen

Erst war ich skeptisch bei den Arbeiten von Kröger und seinem Team. Mittlerweile bin ich dankbar für solche Pralinen. Sehr zeitgeistige Gebäude.

Bei dieser Architektur muss ich irgendwie immer an Calimero denken.

Bitte weiter machen Team Kröger.

4

falk Berlin | 12.09.2017 18:12 Uhr

Konservatismus

wenn die Visionen fehlen, wird´s meistens kitschig,

die Postmoderne lebt,

Stadtschlösser und Kirchen werden wieder aufgebaut usw.,

wenn die Welt undurchsichtiger wird, zieht man sich auf niedliche Details zurück,
die kann man begreifen,

oh Gott,
so langsam merke ich, wie konservativ die Gesellschaft geworden ist,


3

Geiger | 12.09.2017 16:53 Uhr

verzerrtes Hexagon mit Hut

starkes Bild, feine Details, chicer Grundriss.
Guter Mann; weiter so Herr Kröger!

2

Volker | 12.09.2017 16:20 Uhr

Solidarbeitrag

Thomas Kröger macht die Uckermark zum neuen Tessin
Chapeau!

1

Rolf | 12.09.2017 15:35 Uhr

starkes Projekt

Das ist ein richtiges Brett!
Kröger ist ein Bär!

 
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