Egal ob felsige Küste oder waldreiche Gebirgszüge, Norwegens Landschaften inspirieren Architekt*innen immer wieder aufs Neue zu ausgeklügelten Bauten, das beweisen nicht nur die Holzkirche von Espen Surnevik, das Unterwasserrestaurant in Lindesnes oder Zumthors Stelzen-Hütten. Wie geschaffen für diesen Ort – einer kleinen Insel im Åfjord an der Küste vor Trøndelag – scheint auch diese Hütte. Entworfen hat sie das norwegische Büro Kappland Arkitekter.
Das Team aus Oslo schuf das ganzjährig nutzbare, 84 Quadratmeter große Häuschen für eine fünfköpfige Familie, die auf Stokkøya nun ihre Ferien verbringt. Über einen Wanderweg erreicht man die oberhalb der Küste, an einem steilen Hang gelegene Hütte. Ihre Gestalt sollte sich innen wie außen mittels verschiedener Level dem Gelände anpassen. So ist auch das Dach des parallel zum Hang platzierten Hauptvolumens an der Neigung des Hangs orientiert, südlich und nördlich schließen sich zwei kleinere, über Stufen erreichbare Volumen an.
Weil an dieser Stelle der Insel, auch aufgrund fehlender Vegetation, Wind und Wetter nicht zimperlich sind, war die Schaffung geschützter Bereiche rund um die Hütte eine der Hauptaufgaben des Entwurfs. So gibt es einen Bereich an der Rückseite, auf den – geschützt vor dem Westwind – morgens die Sonne fällt und einen Part vor dem Gebäude für die Nachmittagssonne, der vor Wind aus Norden geschützt ist.
Aufgrund der geringen Größe sollten die Räume möglichst flexibel sein, mittels extra angefertigter Einbauten der Platz effektiv genutzt werden. Küche und Wohnraum fungieren dabei als Gemeinschaftsbereich, während im Schlafraum dreistöckig geschlafen werden kann. Eine sogenannte Loft Box mit Blick nach Norden dient als Rückzugsraum und am anderen Ende, ein paar Stufen tiefer, liegt die „Rest Box“ – mit einer Art großem Tagesbett – die sowohl Schlafzimmer, Arbeitsplatz oder Spielzimmer sein kann.
Vorn aufgeständert und hinten auf einer Betonplatte verankert, scheint die mit dunkel gestrichenem Holz verkleidete Hütte am Hang zu schweben. Innen dominiert helles Birkenholz. Dank großer Glasfronten immer im Blick: das Meer. Nur nach Süden wurde auf Fenster verzichtet: Hier lebt, nicht weit entfernt, der einzige Nachbar. (kat)
Fotos: Kappland Arkitekter