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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Ferienhaus_auf_den_Azoren_von_ARCO_mais_5132146.html

10.10.2017

Eisentor im Glashaus

Ferienhaus auf den Azoren von ARCO mais


In der klassischen Architekturgeschichte spricht man gemeinhin von Spolien, wenn es darum geht, Bauteile zu beschreiben, die aus älteren Bauten übernommen und in neue integriert wurden. Spätestens seit der Romanik arbeiteten die europäischen Baumeister gezielt mit solchen Fundstücken, und vor allem in der Renaissance spielten antike Bauteile eine besondere Rolle.

Wenn man sich das Eingangstor des kleinen Ferienhauses Rosa Muerta des Büros ARCO mais ansieht, muss man an die vormoderne Praxis des Bauens mit Spolien denken. Mehr als offensichtlich wurde hier ein altes, gusseisernes Tor in den Neubau aus gestisch poliertem, dunklen Sichtbeton eingesetzt. Auch im Inneren findet man einige Erinnerungsstücke, doch das geradezu manieriert eingesetzte, schwere Tor sticht hervor. Es definiert durch seine Höhe die Abmessungen des 76 Quadratmeter kleinen Hauses am Rand der Gemeinde Rabo de Peixe auf den Azoren.

Die Architekten, die im Nachbarort Fenais da Luz ansässig sind, betonen in ihrer Meldung zum Haus, dass es dem Bauherren sowohl um das Einbinden von Erinnerungsstücken seiner vielen Reisen, als auch um Transparenz und die Integration des Hauses in die Natur ging. Das Ergebnis ist ein einfacher Rahmen aus Beton, der an zwei Seiten raumhoch verglast wurde. Alte Bruchsteinmauern an den Rändern des Grundstücks fassen den Garten ein und definieren das Verhältnis von Innen- und Außenraum.

Das Raumprogramm ist selbst für ein Ferienhaus überschaubar und gerade in seiner pointierten Reduktion luxuriös. Die offen geführten technischen Einbauten scheinen wie inszeniert. Auffällig ist dies vor allem bei der frei stehenden Küchenplatte, in die – laut Architekten – später noch eine Kochmöglichkeit eingebaut wurde. Zusätzlichen, flexibel nutzbaren Raum gibt es in einem zweiten, ebenfalls kleinen Gebäude, das die Architekten neben das eigentliche Ferienhaus setzten. Das eigentliche Wohnen wurde also klar getrennt von allen belastenden Nebensächlichkeiten. (gh)

Fotos: Paulo Goulart


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