Die Blickrichtung ist klar: geradeaus. Das Mittelmeer, die nahe Kleinstadt, die menorquinische Landschaft, alles hat man von diesem Haus in Hanglage, das in seiner strikten Ausrichtung an einen Ausguck erinnert, im Blick. An der Nordostküste der Baleareninsel Menorca befindet sich der Neubau, am oberen Ende eines steilen Grundstücks. Dessen Neigung begrenzte, zusammen mit den örtlichen Bauvorschriften, die mögliche Positionierung des Hauses. Damit die Nachbarn nicht den Blick versperren, schoben NOMO Studio (Stockholm) das Gebäude eben auf den höchst möglichen Punkt.
Die traditionelle Aufteilung der Schlaf- und Aufenthaltsbereiche drehte das schwedische Büro kurzerhand um. So liegen die Schlafräume in dem 300 Quadratmeter großen Haus im Erdgeschoss, Wohnzimmer und Küche, wie auch der rückseitige Haupteingang, im Obergeschoss. Lediglich das Haupt- beziehungsweise Elternschlafzimmer – es handelt sich um ein Ferienhaus für eine Familie mit Kindern, die nicht allzu weit entfernt leben – befindet sich in der oberen Etage. Alle Schlafzimmer wurden, auf Wunsch der Bauherren, mit eigenem Bad und eigener Terrasse ausgestattet, damit auch der Nachwuchs sein eigenes Reich hat. Zusätzlich gibt es um Untergeschoss noch ein eigenes „Kinder“-Wohnzimmer.
Der Kontrast zwischen Offenheit in die eine Richtung versus Undurchsichtigkeit und Abschottung an den Seitenfassaden und im rückwärtigen Teil soll einen starken Rahmeneffekt erzeugen, so die Architekt*innen. Daher auch der Name: Frame House, Rahmenhaus. Insbesondere der Blick vom 43 Quadratmeter großen, stützenfreien Balkon sorgt für eine solche Wirkung. Um das Ganze noch zu verstärken, ist das Dach zur Aussicht hin nach oben geneigt, die gesamte Fassade mit raumhohen Schiebefenstern verglast.
Die elf Meter umfassende Dachspannweite entwickelten die Architekt*innen aus vorgefertigten Hohlplatten, wie sie sonst in Industriegebäuden verwendet werden. Zum Haupteingang hin entfernten sie ein Element vom Dach, sodass ein rahmenloses Oberlicht entstand und die Rückseite belichtet.
So schön die Sicht aufs Meer auch ist, die feucht-salzige Luft macht den Baumaterialien zu schaffen. NOMO entschieden sich daher für cremefarbenen Ortbeton an der Fassade, der zudem gut zu den Ocker- und Terrakottatönen der Umgebung passt. Ein vertikal gestreiftes Reliefband, das sich ums ganze Haus zieht, gibt zusätzlich Struktur. (kat)
Fotos: Adrià Goula
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joscic | 22.08.2019 16:06 Uhr@ Max Putzke
sorry, du hast sicher recht.