Wenn ein Travestiekünstler mit einem der provokativsten britischen Architekturbüros zusammenarbeitet, entsteht natürlich ein skurriles Projekt: Gemeinsam mit Grayson Perry, Keramikkünstler mit Faible für Transvestismus, haben FAT Architecture das neueste Ferienhaus-Projekt für die Reihe Living Architecture in der Grafschaft Essex nord-östlich von London realisiert. Für FAT ist es nach dem britischen Beitrag für die Biennale 2014 das letzte gemeinsame Projekt vor der Aufgabe des Büros. Charles Holland, Mitbegründer von FAT , firmiert bereits seit vergangenem Jahr unter dem Büronamen Ordinary Architecture.
Das mit aufwändigen Keramikfliesen und Skulpturen geschmückte House for Essex sieht aus, als sei es Lewis Carrolls Wunderland entsprungen. 2.000 Keramikfliesen in dunklem Grün und Weiß zieren die Fassade und wecken Assoziationen zu glasierten Kachelöfen des 19. Jahrhunderts. Die Vorlagen für die maßgefertigte Fassadenverkleidung aus gebranntem Ton stammen von Perry. Die Kubatur des Hauses erinnert an das Matroschka-Prinzip: Wie die russischen Schachtelpuppen setzt sich das Essex-Haus scheinbar aus vier, kleiner werdenden ineinander geschachtelten Häuschen mit Satteldach und doppelten Rundbogengauben zusammen.
Das Dach ist mit einem Stehfalzsystem aus legiertem Kupfer gedeckt. Drei riesige Aluminiumguss-Skulpturen schmücken die Giebel. FAT Architecture hatten diese gemeinsam mit dem Künstler entworfen. Trotz seiner abgeschiedenen Lage im Naturschutzgebiet Stour Estuary hatten sich selbst weit entfernt angesiedelte Nachbarn nach Bekanntwerden des Entwurfs über die Skulpturen beschwert, die deshalb nun kleiner als geplant ausfielen.
Ab Frühjahr 2015 wird es wie die Urlaubsdomizile von MVRDV sowie JVA und NORD über das Living-Architecture-Programm buchbar sein.
Zum Thema:
www.living-architecture.com
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Sollman | 18.08.2014 15:49 UhrMal kein banaler Klotz
Mal keine banale Klotzform, mal keine Architektursprache, die an Container erinnert.
Das ist doch mal was!