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12.11.2019

Zurück zum Stein

Felsenvilla in Monaco von Jean-Pierre Lott


Dass Monaco von bösen Zungen gelegentlich als Piratenfelsen bezeichnet wird, hat nicht nur mit den steuerlichen Vorteilen zu tun, die ein Leben im Fürstentum mit sich bringt. Sondern auch damit, dass die Vorfahren der Grimaldis nach ihrer Vertreibung aus Genua zumindest zeitweise mit Seeüberfällen ihr Auskommen sicherten. Als sie schließlich mittels einer List Monaco übernahmen, wurde die Festung de facto zum Piratenversteck.

Heute ist von dieser pittoresken Geschichte nicht mehr viel zu sehen: Dicht an dicht stehen hier stattliche Apartmentblocks. Eine kürzlich fertiggestellte Villa knüpft nun allerdings an die Vergangenheit an, könnte man zumindest scherzhaft sagen. Der Pariser Architekt Jean-Pierre Lott hat im Auftrag des Immobilien- und Baukonzerns J.B. Pastor & Fils ein Stück Stein in eine Villa mit unterirdischem Grottenbad verwandelt.

Die Ambition des Projekts wird erst anhand des Vorzustands des Bauplatzes erkennbar. In einer Kurve der Avenue Hector Otto gelegen, zeigt Google Street View hier lediglich ein bisschen Gestein zu Füßen eines Fünfzehngeschossers. Um das umfangreiche Programm von über 500 Quadratmetern unterzubringen, wurde der Felsen deshalb nicht nur ausgehölt, sondern auch um mehrere „Stockwerke“ künstlich ergänzt. Viel zu sehen ist von der Straße allerdings trotzdem nicht. Nur wenige Öffnungen durchbrechen die zerklüftete Hülle, ein schmaler Einschnitt führt ins Innere.

Räumlich ist die Villa konsequent vertikal organisiert. Den Eingang bildet eine schmale Brücke, unter der sich im doppelgeschossigen Raum das Schwimmbad befindet. Eine frei aufgehängte Treppe und ein Lift führen von dort ins darüberliegende Wohngeschoss. Der Weg ist als eine Hinwendung zum Licht inszeniert. Dieses fällt dank mehrerer Lichtschächte und gläserner Decken dramatisch bis tief in den Grundriss ein. Die oberen Wohnräume mit ihren getarnten Terrassen wirken dabei allerdings nicht übertrieben luxuriös und lassen trotz teurer Materialen eher an ein großes Einfamilienhaus denken.

Dieses Spannungsverhältnis könnte durchaus gewollt sein. Man muss die Villa nämlich auch als eine Art Öko-Prototypen bezeichnen, mit dem das Unternehmen J.B. Pastor & Fils für seine Tätigkeiten wirbt. Bis zu 40 Prozent weniger Energie als ein vergleichbares normales Haus soll die Villa verbrauchen, auch den Wasserbedarf habe man radikal reduziert. Es kommen außerdem Kork und recyceltes Holz zum Einsatz.

Jenseits von Piratenwitzen gibt es noch einen weiteren interessanten Bezug des Projekts zur Vergangenheit. Das Unternehmen Pastor wurde vom Bergarbeiter und Steinmetz Giovanni Battista gegründet, heute gehört die Familie zu den wichtigsten Akteuren des Fürstentums. Pastor erhielt Anfang des Jahrhunderts den Auftrag, Monacos Wasserversorgung auszubauen. Zu einer Felsenvilla mit unterirdischem Schwimmbad ist da der Weg natürlich nicht weit. (sb)

Fotos: Loïc Thébaud


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Gut getarnt: Hinter diesem Felsen verbirgt sich eine Villa.

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Jean-Pierre Lots Entwurf lässt an Monacos frühe Geschichte als „Piratenfelsen“ denken.

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Luftige Grotte: Auch ein Schwimmbad ist integriert.

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Gläserne Decken und Fensteröffnungen bringen viel Licht ins Innere des vertikal organisierten Baus.

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