Das Grand Théâtre de Québec gilt als brutalistische Ikone. Nach einem Entwurf des Architekten Victor Prus wurde es in der kanadischen Großstadt Québec in den späten 1960er Jahren errichtet und Anfang 1971 eröffnet. Das in die Jahre gekommene Kulturzentrum teilte jedoch zuletzt das Schicksal zahlreicher „Betonmonster“: Eingedrungene Feuchtigkeit hatte zu einem starken Zerfall der Betonplatten und ihrer Verankerungen geführt. Die bröckelnde Außenhülle bedrohte auch ein innen liegendes Wandrelief des Künstlers Jordi Bonet aus der Erbauungszeit des Theaters, das drei Wände der Hauptlobby vom Boden bis zur Decke bedeckt.
Mit der dringlich gewordenen Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wurden nach einem Wettbewerbsentscheid 2017 die kanadischen Büros Lemay (Montréal) und Atelier 21 (Québec) beauftragt. Das unmittelbar mit den Betonplatten verbundene Wandbild, die zunehmende Fragilität des Baustoffes und die Unmöglichkeit, direkt auf die Anker zuzugreifen, ließen das Projekt zu einer komplexen Herausforderung werden. Zudem sollten die Sanierungsarbeiten während des laufenden Theaterbetriebs durchgeführt werden.
Die Architekt*innen fanden eine so simple wie radikale Lösung für diese Aufgabe: Der Bau wurde komplett mit einer Vorhangfassade aus Glas umhüllt, hinter der er wie in einer Vitrine in seiner ursprünglichen Erscheinung erlebbar bleibt. „Ähnlich einem Theaterstück, das vor 50 Jahren geschrieben wurde, revitalisierten wir das Grand Théâtre mit einem neuen Skript, das Prus’ Werk respektvoll umschließt“, erklärt Eric Pelletier vom Büro Lemay.
Die minimalistische Intervention, die in Komposition und struktureller Logik auf den Originalbau abgestimmt wurde, scheint dessen brutalistischen Charakter optisch noch zu verstärken. Je nach Lichteinfall wirkt das Glas massiv oder fast immateriell, es reflektiert, leuchtet oder lässt die Gebäudegrenzen verschwimmen. Dank eines in die Glashülle integrierten energieeffizienten und ökonomischen Wärmerückgewinnungs- und Thermalspeichersystems herrschen nun im Inneren konstante Temperaturen und eine stabile Luftfeuchtigkeit, die den Beton vor weiterer Beeinträchtigung durch die Elemente schützen. (da)
Fotos: Stephane Groleau
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