Sie arbeiten emsig bei der Swiss Société Privée de Gérance (SPG). Das Finanzinsitut wurde erst 1960 gegründet, doch hat es sich seitdem zu einem wichtigen Kreditgeber und Berater für Immobiliengeschäfte und Unternehmensabwicklung in der romanischen Schweiz entwickelt. Ihren Erfolg möchte die SPG nun auch architektonisch kundtun. Anstatt sich einen neuen Hauptsitz zuzulegen, entschied sich die Gesellschaft jedoch, das bestehende Headquarter aus den Sechzigerjahren aufzuhübschen, ja sogar spektakulär zu überformen.
Giovanni Vaccarini, Gründer des gleichnamigen Büros Giovanni Vaccarini Architetti (Pescara), ist geübt darin, seinen Bauten einen edlen, neumodischen Mantel anzulegen – bisher allerdings hauptsächlich bei kleineren Projekten im Büro- und Wohnungsbau. Nun also folgt beim Finanzinstitut in Genf der große Maßstab, wofür er sich vorab in einem Wettbewerb qualifizieren konnte. Den bestehenden Hauptsitz, etwas außerhalb des historischen Zentrums gelegen, stockte Vaccarini gmeinsam mit den Schweizer Fossati Architectes (Chêne-Bougeries) und den Spezialisten von Stahlbau Pichler (Bozen) um zwei Etagen auf und verkleidete es mit einer extravaganten Fassade.
Futuristisch wirkt das nebulöse Dickicht gläserner Scheiben, die im rechten Winkel und vertikal geordnet von der eigentlichen Wandfläche stehen – mit einer Tiefe von bis zu 80 Zentimetern. Trotz des Volumens ist noch das originale Fassadenraster sichtbar. Um ein neues Stahlgerüst erweitert, bietet das ursprüngliche Raster die geometrische Formel, nach der Giovanni Vaccarani die unterschiedlich großen Glasflächen an den Bestand applizierte. Vier Schichten, durchtrennt von einem Lüftungsschacht, bilden die unklare, gläserne Hülle. Die äußerste Schicht ist mit variierenden Lasermustern versehen, als dezente Form des Sonnenschutzes.
Energieeffizienz und die Beibehaltung der ursprünglichen Durchlichtung waren die leitende Motive des Architekten für sein Umwandlungskonzept. Und die Kunst. Denn Giovanni Vaccarini sieht sich von Wassily Kandinskys Lehre einer Wiederholung der Form inspiriert, die – kleine Rückbesinnung auf die Kunsttheorie – sich durch die Repetition auflöst und ihre Materialität verliert. Ob das wohl als kritische Anspielung auf die rein logarithmenbasierte Finanzgeschäfte des heutigen Bankenwesens gemeint ist? Eher nicht.
Vaccarini hat für die Société Privée de Gérance mit seiner 1.900 Quadratmeter-Glashülle aber in jedem Fall ein überholtes Bürogebäude wieder für die repräsentativen Anforderungen der Gegenwart fit gemacht. Dabei weckt sein Glasgewand allerdings noch ganz andere Assoziationen als Kandinskys Theorie: Sind die gelaserten Oberflächen, die in der Masse verschwimmen, nicht zugleich eine Verräumlichung der immateriellen Datenwelt? Was das Gebäude schlicht zu einem gigantischen Server machen würde. (sj)
Fotos: Adrien Buchet
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auch ein | 20.02.2017 08:47 Uhrarchitekt
sieht klasse aus!
aber der materialaufwand (und nachher das putzen...) ist immens!
hört sich spiessig an, is aber wahr ....