Leipzig stellt seine Wärmeversorgung um, bis 2038 will sich die Stadt komplett klimaneutral versorgen. Dafür sind einige Umbauten der Infrastruktur notwendig, so auch im Süden Leipzigs, wo die denkmalgeschützten Backsteinhallen noch vom alten Elektrizitätswerk erzählen, das hier bis 1996 in Betrieb war. Jetzt sind direkt daneben in nur zwei Jahren Bauzeit drei Neubauten für das Heizkraftwerk Leipzig Süd errichtet worden, das laut den Stadtwerken in einer Kombination aus Gasturbinen und Heißwassererzeugern zu den emissionsärmsten Wärmekraftwerken Europas gehört. Überdies wird es hybrid mit Erdgas und Wasserstoff betrieben und soll künftig komplett auf Wasserstoff umgestellt werden.
Weil diesem Projekt eine Schlüsselrolle im Umbau der städtischen Versorgung zukommt – und wohl auch, weil er recht nahe an einigen Wohnbauten steht – lobten die Stadtwerke 2020 einen Wettbewerb für die Fassadengestaltung aus. Kubatur und Dimensionen der Bauten standen hingegen fest. Den Fassadenwettbewerb gewann das Architekturbüro Atelier ST (Leipzig).
Deren Gestaltung ist vielschichtig. Sie nimmt zuerst Bezug auf die historischen Industriehallen mit ihren Fassaden aus braunen und rötlichen Klinkern und überträgt dies in keramische Platten mit einer feinen, vertikal geriffelten Oberfläche, die als Vorhangfassaden in unterschiedlich breiten, horizontalen Schichten den gewaltigen, weitgehend geschlossenen Volumen der Neubauten eine Struktur geben. Die kräftigen Sockel sind mit Klinkermauerwerk verkleidet, die schräg geschnittenen Abschlüsse nehmen Bezug auf die Satteldächer der Wohnbauten. In regelmäßigen Abständen geben Lisenen den Sockeln noch eine weitere Schicht, während unregelmäßig verteilte, grün glasierte Steine für Abwechslung in den Flächen sorgen.
Am auffälligsten ist die Farbgebung: Das größte Volumen, das Kraftwerksgebäude, erstahlt in Kanariengelb. Die zwei kleineren Volumen, Gasanlagengebäude und Pumpenhaus, tragen ein dunkles Braunrot. Die Oberflächen sorgen für ein wechselhaftes Spiel aus Licht und Schatten. Zusammen mit dem hoch aufragenden, weißen Doppelschornstein, den glänzend silbernen Rohren und einer ebenfalls metallisch-silbernen Außenwendeltreppe erstrahlt das Ensemble in einer für einen solchen Infrastrukturbau seltenen Farbenpracht – inbesondere auch, wenn man das Leipziger HKW mit anderen Kraftwerksgebäuden in Palencia, Toronto, Helsinki, Ravenna oder Saarbrücken vergleicht, die mit gedeckten Farbpaletten arbeiten. (fh)
Fotos: Atelier ST
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