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05.03.2012

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Pimp my Fensterladen

Fassaden-Tuning von realities:united in Magdeburg


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Mit der Wahrnehmung ist das so eine Sache. Meist konzentriert man sich doch auf die Dinge, die einem „schön“ erscheinen, und blendet die störenden Dinge aus. Bei einem Spaziergang um den Magdeburger Dom und sein Kloster ist man entsprechend viel mit Ausblenden beschäftigt. Denn auch wenn „schön“ Geschmackssache ist, hat man hier doch eine breite Auswahl an städtebaulich und architektonisch nicht ganz so Gelungenem, von den DDR-Plattenbauten bis zu Hundertwassers rosa Märchenburg („Die grüne Zitadelle“ von 2005).

Die Fassaden-Installation „Transreflex“ von realities:united (Berlin) spielt nun genau mit dieser Fixiertheit auf das einzelne Objekt. Indem sie nämlich das Hirn beim Ausblenden mächtig stört. In dem romanischen Klostergebäude Unser Lieben Frauen, ältestes Gebäude der Stadt, befindet sich mittlerweile das Kunstmuseum Magdeburg. Nach außen ist das Museum aber kaum sichtbar, was mit einer Kunstinstallation geändert werden sollte.

Die Ausschreibung gewannen realities:united mit dem Vorschlag, an dem Klosterbau 17 neue Fensterläden anzubringen, voll verspiegelt und in verschiedene Richtungen klappbar: Nach links, nach oben, nach unten oder nach rechts. Die Klappwinkel lassen sich programmieren und so kann, je nach Ausstellungsprogramm im Inneren, die Blickbeziehung nach außen immer wieder neu „justiert“ werden.

Die Architekten: „Durch die individuellen Winkel und Klapprichtungen der einzelnen Paneele bildet die Installation unterschiedliche Fragmente der Umgebung ab. Die resultierende Collage vermischt zwei gegensätzliche Wirklichkeiten: den Klosterbau mit den Gebäuden der Nachkriegsmoderne, die in relativer städtebaulicher Bezugslosigkeit quasi im Vorgarten des Klosterensembles errichtet wurden. Die Auflösung und Neuzusammensetzung der Blickbeziehungen wirkt in beide Richtungen: für den Blick von außen auf das Gebäude und für den Blick von innen nach außen.“

Es ist nur eine kleine Veränderung und es wäre sicher zu viel, hier von einer Versöhnung des Altbaus mit seiner Umgebung zu sprechen. Dennoch ist realities:united eine subtile, poetische Installation gelungen, mit der sie die Bindungen der Gebäude an diesem  Ort sichtbar(er) machen. Jede Veränderung in der Umgebung wird nun auch eine Veränderung am Kloster mit sich bringen. Dass sie die Winkel der Spiegel dabei gänzlich undogmatisch ausgerichtet haben, sodass sich wirklich alle Gebäude darin finden können (selbst der Hundertwasser), spricht zusätzlich für diese Installation.

Aber ist diese Sichtbarmachung auch eine Werbung für die Plattenbauten? Oder eben das genaue Gegenteil? Werden die Museumsbesucher und die Stadtoberen Magdeburgs den Abdruck der Umgebung auf den Klostermauern ertragen oder wird sich daran eine Debatte über Abriss und historische Rekonstruktion entzünden? Schauen wir mal... (Florian Heilmeyer)


Video:

TransReflex by realities:united from tim edler on Vimeo.



Zum Thema:

www.kunstmuseum-magdeburg.de


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

thomas m. krüger | 07.03.2012 09:13 Uhr

spieglein, spieglein in der wand

klug, schön und funktional.
auf was, wenn nicht auf kunst, weist diese subtile und angenehme irrritierende installation denn sonst hin?
es erinnert an die windspiele von george rickey oder olafur eliasson.
gratulation an die bauherren und die architekten!

5

falken | 06.03.2012 19:11 Uhr

na ja

eben mal paar Fensterläden vorgemacht,
das gleiche Detail, nur größer und begehbarer und für ein Wohnhaus, habe ich vor paar Jahren mal gesehen bei Peter Grundmann, Wettbewerb Penzlin, kann man googeln,

4

lars k | 06.03.2012 14:25 Uhr

Aufbretzeln

Lieber Herr (?) Bartels,
das ist dann eben ihre persönliche Meinung bzw. Geschmack. Ich empfinde die Veränderung tatsächlich ebenfalls als recht subtil und die Gliederung ü-ber-haupt nicht störend. Im gegenteil, eine wunderbare, kluge Ergänzung des Bestandes. Tradition ist eben auch hier nicht die Aufbewahrung der Asche... lassen sie ihren Kyrill ruhig kommen, die Zeichnungen versprechen eine recht sturmsichere, dauerhafte Installation!
(Hinzu kommt, dass ein solcher Eingriff sicher nicht ohne Beteiligung des Denkmalschutzes statt gefunden hat, der offenbar ebenfalls keine Einwände hatte.)

Wenn die Aufgabe war, das Museum nach außen sichtbarer zu machen, dann frage ich mich allerdings, ob das hier stattfindet. Das Gebäude macht zwar auf sich aufmerksam, aber als Kusntmuseum identifiziere ich das deswegen nicht...

3

Lamaa | 05.03.2012 19:24 Uhr

Überraschung

Die Fensterläden sind einfach genial!!

Das Video muss man gesehen haben!

Herzlichen Glückwunsch zur Realisierung.

2

H.Bartels | 05.03.2012 19:09 Uhr

Aufgedonnert

Ich schwanke noch zwischen sinnlosen und störenden Beiwerk, das erheblich den Gesamteindruck der Fassadengliedeung und der Fensterteilung stört - oder- substanzloser, plumper Effekthascherei mit Spiegelbildern.
Am Ende trifft das "Pimp" wirklich zu: der sonst ehrwürdige Klosterkomplex wurde "aufgebretzelt" mit dem Resultat, das der Amerikaner wahrscheinlich als "tacky" (billig-protzig) bezeichnen würde. Bleibt zu hoffen, dass dies eine temporäre Installation bleibt und der nächste Kyrill das Thema erledigt.

1

auch ein | 05.03.2012 16:04 Uhr

architekt

einfach eine tolle idee !

 
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