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24.09.2021

Gemüse statt Autos

Farmprojekt für Autobahn 100 vorgestellt


Eigeninitiativ die Zukunft visualisieren, sie im Detail durchdenken und mit stadtentwicklungspolitischen Argumenten versehen – mit dieser Vorgehensweise hat die gemeinnützige Gruppe „paper planes e.V.” bereits bei ihrer Idee für die Radbahn Berlin Aufsehen erregt. Mit „Morgenfarm Berlin“ legt das Team aus den Professionen Architektur, Wirtschaft, Stadtentwicklung, Mobilitätsforschung, Kulturarbeit, Jura und Marketing nun eine von der European Climate Foundation (ECF) geförderte Konzeptskizze für die Umnutzung des in Teilen gebauten, umstrittenen 16. Bauabschnitts der A 100 in Berlin vor.

Das 3,2 km lange Stück zwischen Autobahndreieck Neukölln und einer Anschlussstelle am Treptower Park war 2011 vom schwarz-roten Berliner Senat auf den Weg gebracht worden und liegt nunmehr in der Hand der bundeseigenen Autobahn GmbH. Es soll die östlichen Bezirke Berlins besser an den mittleren Straßenring und an die A 113 anbinden sowie die Erreichbarkeit des Flughafens Berlin Brandenburg und des Wissenschaftsstandorts Adlershof verbessern. Im Frühjahr wurde bekannt, dass sich die Fertigstellung bis 2024 verzögert und die Baukosten auf nunmehr 700 Millionen Euro steigen. Einige Medien sprechen inzwischen von „der teuersten Autobahn Deutschlands“.

Die Idee der Morgenfarm Berlin ist es, in dem 3,2 Kilometer langen und sieben Meter tiefen, bereits fertig gestellten Trogbauwerk künftig Gemüse anzubauen und Insekten zu züchten. Aus dem rückwärtsgewandten Verkehrsprojekt könne eine hocheffiziente, dezentrale, ressourcen- und emissionensparende vertikale Farm werden, die die Berliner Bevölkerung auch in Krisenzeiten mit frischen Vitaminen und Proteinen versorgt, heißt es auf der zugehörigen Webseite. Über dem Trogbauwerk entstünde ein Dach mit Sonnenkollektoren für LED-Belichtung und Lüftung, zudem könnten auf den frei werdenden Flächen ein Park, ein Lern- und Besucherzentrum sowie Wohnbauten entstehen.

Mit Bedacht kommt der Morgenfarm-Vorschlag noch kurz vor der Wahl. Denn, so argumentieren die Initatior*innen, wer den Klimawandel ernst nimmt und eine Mobilitätswende in der Stadt will, müsse radikal denken. In ihrem Konzept sehen sie eine Chance für den künftigen Senat, „eine missglückte Infrastrukturentscheidung der Vergangenheit in einen wichtigen wirtschafts- und klimapolitischen Stadtbaustein der Zukunft zu überführen.“ Nicht zuletzt ist die urbane Nahrungsmittelproduktion im großen Stil längst Realität. In Asien, den USA und in Dänemark fließen derzeit große Investitionen in vertikale Farmen. Im Stadthafen von Rotterdam schwimmt eine Milchfarm, das Jobcenter von Oberhausen krönt ein Gewächshaus, in Bremen ist ein Wohnhaus mit Dachfarm geplant. Immer mehr Supermärkte produzieren außerdem Kräuter vor Ort und nutzen das Aquaponic-System, bei dem die Exkremente der Fische zum Nährstoff für die Pflanzen werden. (fm)


Zum Thema:

www.morgenfarm.berlin


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Blick von der Neuköllner Dieselstraße Richtung Berliner Zentrum auf die angedachte Morgenfarm Berlin im bereits realisierten A100-Trog.

Blick von der Neuköllner Dieselstraße Richtung Berliner Zentrum auf die angedachte Morgenfarm Berlin im bereits realisierten A100-Trog.

Gleicher Blick, wenn der Teilabschnitt der A 100 in Betrieb gegangen ist.

Gleicher Blick, wenn der Teilabschnitt der A 100 in Betrieb gegangen ist.

Zustand im Jahr 2021

Zustand im Jahr 2021

Visualisierung der Morgenfarm Berlin im Querschnitt. Im Trogbauwerk wachsen frische Nahrungsmittel, die mit Hilfe von Lastenrädern in der Stadt verteilt werden.

Visualisierung der Morgenfarm Berlin im Querschnitt. Im Trogbauwerk wachsen frische Nahrungsmittel, die mit Hilfe von Lastenrädern in der Stadt verteilt werden.

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