Als eine „Stadt der Kunst und Geschichte“ bezeichnet sich das französische Pontoise im Nordwesten der Pariser Agglomeration, das vielen Impressionisten als Malort diente. Ein wenig impressionistisch, oder vielleicht besser: kubistisch inspiriert wirkt auch das neue Familienzentrum von Ateliers O-S architectes im Norden der Stadt. Rücksprünge und Rundungen aus eingefärbtem Beton lassen den Baukörper verspielt wirken, wie eine Sandburg. Vielleicht erinnert der Bau ein wenig an die Silhouette einer algerischen Hafenstadt, wie sie Maler des frühen 20. Jahrhunderts faszinierte? Mit bronzenen Zäunen und perforierter Fassade gibt sich der Komplex zugleich wehrhaft gegenüber übermäßiger Sonneneinstrahlung oder auch ungebetenen Gästen. Schließlich sollen die Kinder hier gut aufgehoben sein.
Zwischen Schule und Friedhof, zwischen Plattenbau und Häuschen mit Garten bietet das Familienzentrum nicht nur vielseitige Ansichten im Stadtraum, sondern ebensolche Aktivitäten: Kochkurse, Tanzkurse, Gymnastik und Tischtennis werden dort für verschiedene Altersgruppen angeboten. Karnevalsmasken werden gebastelt und Choreographien vorgeführt. Sportliche Aktivitäten für Jung und Alt sind außerdem auch im angrenzenden Park möglich. Der eigenständige Kindergarten mit 45 Plätzen bietet zudem zwei Höfe für das geschützte Spiel an der frischen Luft.
Für die Pariser Architekten ist es nicht das erste Projekt dieser Art. Auch im Süden der französischen Hauptstadt konnten sie bereits für eine Gemeinde ein Kulturzentrum mit ähnlich vielseitigem Programm realisieren. Auf die „Goldkiste“ folgt nun also die „Sandburg“. Warum wurde eigentlich der Vorgängerbau, das alte Familienzentrum in Pontoise, abgerissen? Diese Geschichte wird nicht erzählt, Architekten schauen bekanntlich lieber in die Zukunft. (dd)
Fotos: Cyrille Weiner
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