Was doch aus kleinen Ideenwettbewerben entstehen kann! Im Jahr 2017 veranstaltete das Architekturschaufenster Karlsruhe gemeinsam mit dem Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro der Stadt und der Architektenkammer Baden-Württemberg einen solchen – speziell für junge Architekturbüros. Das Thema war Nachverdichtung und Aufstockung in Karlsruhe für zukunftsträchtige Wohnformen. Neben einem kleinen Preisgeld ging es mit einer Ausstellung vor allem um die Sichtbarmachung der Büros und ihrer Vorschläge.
Falk Schneemann (Karlsruhe), der mit einer Garagenaufstockung in einer Siedlung aus den 150er Jahren an dem Wettbewerb teilnahm, betont, dass er mit einer Umsetzung seiner Idee nie gerechnet hätte. Die kam dann aber doch. Denn die Volkswohnung GmbH, die die Siedlung im Stadtteil Rintheim verwaltet, kontaktierte Schneemann und beauftragte eine Machbarkeitsstudie für drei Standorte.
Zu den Zeilenbauten der Siedlung gehören kleine, L-förmige Garagenbauten an der Straße. Auf diese wollte Schneemann eine eingeschossige Wohnnutzung mit Satteldächern setzen. Von den drei untersuchten Garagenstandorten erwies sich jedoch nur einer als machbar. Der Knackpunkt lag im Bebauungsplan. Nur in der Heilbronner Straße waren die Garagen als Gebäude ohne Nutzungsangabe eingetragen, sodass eine Mischnutzung möglich werden konnte.
Jetzt sind dort tatsächlich auf drei Garagen insgesamt zwölf Wohnungen entstanden. Jede Anlage besteht aus drei Einzimmerwohnungen mit etwa 40 Quadratmetern Wohnfläche sowie einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung. Alle vier Wohnungen einer Anlage werden gemeinsam über eine außenliegende Treppe und einen Laubengang erschlossen. Die bewegte Dachlandschaft der Wohnungen ergibt sich daraus, dass Küchen und Bäder niedriger sind als die Wohnbereiche.
Die Dachlandschaften, so Schneemann, seien gleichermaßen Referenz an die Satteldächer der Zeilenbauten ringsum und an das einfache Bild eines prototypischen Wohnhauses, wie es schon kleine Kinder malen. Zusätzlich wurden beim Umbau Fahrradstellplätze, Müllräume sowie ein Waschsalon geschaffen, die allen Anwohner*innen offen stehen.
Über das Förderprogramm „Innovativ Wohnen“ bekam das Projekt 700.000 Euro Zuschuss vom Land. Dieser ermöglichte, die Aufstockungen auch kreislaufgerecht und versetzbar auszuführen: Die Wohnungen stehen auf einem Rost aus Stahlträgern, der mit Stahlfüßen auf den Pultdächern der Garagen aufsitzt. Der Zwischenraum wird für die Haustechnik genutzt. Die Wohnungen selbst sind Holzständerbauten. Wand-, Boden- und Dachelemente wurden samt Fenstern, Sonnschutz und Elektroinstallationen vorgefertigt, sodass die Montage vor Ort schnell und vergleichsweise leise durchgeführt werden konnte.
Die Fassaden sind außen mit vorpatiniertem Titanzink verkleidet, hauptsächlich wegen Brandschutzauflagen. Im Sinne der Kreislaufgerechtigkeit verzichtet die Konstruktion weitgehend auf Komposite und Verklebungen, die Wandaufbauten kommen ohne Folien aus. Holzböden, Türen und Briefkästen aus einem Abrisshaus der Siedlung wurden in den Garagenaufstockungen wiederverwendet.
Die Wohnungsgesellschaft verwaltet insgesamt einen Bestand von etwa 13.500 Wohnungen. Eine Fortsetzung der Erfahrungen mit diesem kleinen, gelungenen Prototyp folgt hoffentlich bald. Die Wohnungen auf den Garagen waren jedenfalls „alle umgehend vergeben“, sagt Schneemann. (fh)
Fotos: Chiara Bellamoli (Volkswohnung), Bild_Raum Stephan Baumann
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
4
auch ein | 28.11.2024 17:01 Uhrarchitekt
die idee ist sehr gut, da können tausende wohnungen entstehen.
ich hoffe dass man auch paar euro für automatische garagentore gestiftet hat und die bewohner nicht jedesmal einen infarkt bekommen wenn jemand das bblechtor raufdonnert.
und die autos wenig bei laufendem mototr vor ebender garage stehen.