Das 2.000-Seelen-Dorf Opatov v Cechach liegt fast genau auf halbem Weg an der Bahnstrecke zwischen Prag und Wien. Es wurde um 1248 im Rahmen der deutschen Kolonisierungsaktivitäten im Auftrag des Abts des Klosters Leitomischl von deutschböhmischen Siedlern angelegt und hieß dementsprechend früher Abtsdorf. Die Siedler bestellten als Kleinbauern jahrhundertelang die fruchtbaren Böden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die kleinen Höfe zusammengelegt und als LPGs betrieben. Bis heute stehen rings um das recht ursprünglich erhaltenen Dorf die pragmatischen Funktionsbauten jener Zeit. Sie werden nach wie vor von einem Großbetrieb genutzt und, wo nötig, entsprechend der aktuellen Anforderungen ergänzt.
Vor diesem Hintergrund hat das Prager Atelier 111 auf dem Hofraum eine neue Maschinenhalle errichtet, die als Garage und Werkstätte für die im Betrieb eingesetzten Traktoren dient. Die leichte Stahlkonstruktion steht neben einer – in der heutigen Landwirtschaft schon fast obligatorischen – Biogasanlage. Deren funktionale Gestaltung nahmen sich die Architekt*innen für die neue Fassade aus Aluminiumprofilen und transluzenten Wandpaneelen zum Vorbild. Für die Werkstattnutzung ist im Boden eine Wartungsgrube eingelassen, die eine Arbeit unter den Maschinen auch im Stehen erlaubt. Die Halle beherbergt außerdem Aufenthalts-, Sanitär- und Umkleideräume für die Mitarbeiter.
Schönstes Element der Halle ist ein hochgestelltes Lichtband, das entlang des Firsts nach Einbruch der Dunkelheit die Fachwerkkonstruktion durchscheinen lässt. Die liebevolle Umsetzung des Neubaus strahlt damit auch ganz konkret auf die Bestandsarchitektur ab. Das Projekt zeigt, wie gerade auch bei Zweckbauten auf dem Land, die unter starkem Kostendruck entstehen, gute Gestaltung möglich ist. Bitte mehr davon! (tl)
Fotos: Alexandra Timpau/alex shoots buildings
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Jan | 24.03.2020 16:46 Uhrfast schon HdM
das ist ja ein phantastischer bau für ein Landwirtschaftsgebäude.
Wäre auch ein hervorragendes Ateliergebäude für einen Bildhauer.
Erinnert mich an eine Mischug aus HdM, Gigon Guyer und Venturi.
Was will man mehr?