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07.09.2018

Licht im Reinraum

Fabrikgebäude in Sachsen von Neugebauer + Roesch


Der Pharmakonzern B. Braun Melsungen ging einst aus einer Apotheke hervor, hat eine skandalgeprägte Zeit in den 90er Jahren inzwischen gut hinter sich gelassen und gehört heute stabil zu den führenden deutschen Herstellern von Medizintechnik und pharmazeutischen Produkten. Das Unternehmen – bis heute im Eigentum der Gründerfamilie – beschäftigt weltweit über 60.000 Mitarbeiter. Am Stammsitz in Melsungen residiert man gediegen im postmodernen Gebäude von James Stirling, dem letzten Werk des Stararchitekten. Im sächsischen Wilsdruff entstand nun eine neue Hightech-Fabrik in dezentem Grau, in der Blutwäschefilter für Dialyse-Geräte produziert werden.

Schon 2015 gewann das Stuttgarter Büro Neugebauer + Roesch den Wettbewerb für die Filterfabrik. Die Jury lobte damals das Gewinnerprojekt vor allem bezüglich der „angemessenen Balance zwischen repräsentativem Auftritt und Funktionalität“. Im Vergleich zu Stirlings Hauptsitz des Unternehmens in Melsungen von 1992 wirkt der Neubau mit einer Bruttogeschossfläche von 15.000 Quadratmetern überaus schlicht und zurückhaltend. Seinen Kern bildet die 143 mal 62 Meter große Produktionshalle, in der unter Reinraumbedingungen die Dialysatoren zusammengebaut werden. Büro- und Gemeinschaftsflächen, Bereiche für Logistik und ein Kesselhaus vervollständigen das Industrieensemble, das als Hybridbau in Ortbeton, Betonfertigteilen und Stahlskelett ausgeführt wurde.

Der Baukörper öffnet sich mit einer großen, zurückgesetzten Glasfassade zu einem Vorplatz und lässt Einblicke in das Foyer und die Cafeteria zu. Hier befindet sich auch eine repräsentative Wendeltreppe, die zu einer Galerie-Ebene mit Büros und einer Außenterrasse für die Pausen führt. Damit auch im Inneren der Produktionshalle der Bezug zur Außenwelt nicht verlorengeht, wurden zwei Lichthöfe für eine maximale Tageslichtversorgung eingefügt. Schließlich bestand ein wesentliches Ziel der Architekten darin, eine gleichwertige Arbeitsumgebung für alle Beschäftigten zu gestalten – sowohl im Büro – als auch im Fertigungsbereich.

Aber auch die gemeinschaftlichen Innen- und Außenräume spielten eine wichtige Rolle beim Entwurf. Im großzügigen Foyer vermitteln großflächige, mit Trägerschalungen realisierte Sichbetonoberflächen eine industrielle Atmosphäre. Ihre „lebendigen Grautöne“ prägen im Zusammenspiel mit einem Terrazzo-Fußboden und den großformatigen Glaselementen das Erscheinungsbild beim Betreten der „modernsten Fabrik 4.0 Europas“, so der Architekt Robert Rösch. (mg)

Fotos: Till Schuster

 


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In der neuen „Fabrik 4.0.“ der B. Braun Melsungen AG in Wilsdruff werden Blutwäschefilter produziert.

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Der Eingangsbereich präsentiert sich transparent.

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Große Betonfertigteile im strengen 2,4-Meter-Raster prägen den Bau von Neugebauer + Roesch.

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Auch im Foyer mit Wendeltreppe dominiert die Ästhetik reinen Betons.

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