Keine schlechte Nachbarschaft: Der Campus der Université de Lausanne und der benachbarten École polytechnique verfügt nicht nur über Bauten von SANAA und Dominique Perrault, auch Studenten dürfen hier immer wieder schöne Projekte verwirklichen. Und möglicherweise bald ehemalige Studenten, denn auch Claudius Fruehauf, Guillaume Henry und Carlos Viladoms haben noch vor gar nicht so langer Zeit an der EPFL studiert. Mit ihrem Büro FHV (Lausanne) konnten sie kürzlich den Wettbewerb für die Erweiterung der Kantons- und Universitätsbibliothek gewinnen.
Das Ergebnis im Überblick:
- 1. Rang: FHV - Fruehauf, Henry & Viladoms, Lausanne
- 2. Rang: BUREAU A, Genf
- 3. Rang: Graeme Mann & Patricia Capua Mann, Lausanne
- 4. Rang: Lacroix Chessex, Genf
- 5. Rang: Groupe8, Carouge
- 6. Rang: Jan Kinsbergen Architekt, Zürich
- 7. Rang: LYRA Lara Yves Reinacher Architekten, Zürich
- 8. Rang: Berrel Berrel Kräutler, Zürich
Das außergewöhnliche Bestandsgebäude mit dem schönen Beinamen La Banane gehört zu einem halbrunden Ensemble, das zwischen Landschaft und Architektur changiert. Die Bibliothek des Architekten
Guido Cocchi, die 1983 eröffnet wurde, ist, halb in die Erde eingegraben, ebenfalls stark von landschaftlichen Bezügen geprägt. Die geplante Erweiterung soll über 11.000 Quadratmeter umfassen und bis zu 1.200 neue Leseplätze bieten. Damit hofft man, den stark angestiegenen Studentenzahlen Rechnung tragen zu können.
Der siegreiche Entwurf von
FHV setzt sich souverän zum Bestand in Bezug, in dem dieser einfach nach Art eines Jahresrings um ein kompaktes Volumen ergänzt wird. Im Schnitt invertieren sie die ursprüngliche Konfiguration: Während Cocchi mit Rücksprüngen des Gebäudevolumens arbeitet, terrassieren FHV im Innenraum. So entsteht ein hoher Raum von sanfter Biegung, dessen Glasdach für gute Lichtverhältnisse sorgt. Während das neue Volumen in der Ansicht fast verschwindet, zeigt ein periskopartiger Lichtturm die Veränderung deutlich an.
Wesentlicher radikaler, wenngleich trotzdem in Cocchis formaler Logik, löst das zweitplatzierte
BUERAU A aus Genf die Aufgabe. Das alte Gebäude bleibt größtenteils unverändert, aber dahinter platzieren sie eine siebengeschossige Hochhausscheibe, die von militärischen Radaranlagen inspiriert ist. Das eröffnet weite Ausblicke, setzt in der horizontal geprägten Umgebung allerdings auch ein ganz schön starkes Statement – zu stark vielleicht?
Deutlich zurückhaltender ist dagegen der drittplatzierte Entwurf von
Graeme Mann + Patricia Capua Mann, die ebenfalls in Lausanne arbeiten. Sie gehen stärker in den Untergrund, während sie zugleich überirdisch das alte Kreissegment und seine Ergänzung deutlich voneinander trennen. Eine saubere Lösung, mit der allerdings die Chance vergeben wird, Alt und Neu zu einer Einheit zu verschmelzen.
Die Verantwortlichen der Universität sind mit dem Ergebnis des Wettbewerbs jedenfalls rundum zufrieden und wünschen sich eine schnelle Umsetzung. Über 65 Millionen Euro stehen bereit, schon 2019 soll die Bibliothek wiedereröffnen. (sb)
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Andrea Palladio | 14.12.2015 11:54 Uhr@pip
man könnte noch ergänzen: unter den ersten Rängen nur West-Schweizer.