Die Humboldt-Box ist abgetragen, die Bauarbeiten nähern sich dem Ende. Noch dieses Jahr soll das Humboldt Forum in Berlin eröffnen. Immer wieder werden im Laufe des Bauprozesses Meilensteine der Presse vorgestellt, wie zum Beispiel die Entscheidungen der Wettbewerbe zum Freiraum, zum Corporate Design und der Kunst-am-Bau oder die Ankunft des Südseebootes aus den Museen in Berlin-Dahlem. Heute vormittag hatte die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, verantwortlich für die Aufarbeitung und Präsentation der Geschichte des Ortes, zu einer Pressekonferenz mit dem Titel: „Der Palast der Republik im Humboldt Forum“ geladen.
Botschaft 1: Bei der Präsentation der rund 800-jährigen Geschichte des Ortes, an dem einst ein Dominikanerkloster, später ein Hohenzollernschloss und bis 2008 der Palast der Republik stand, und an dem nun das wiederaufgebaute Berliner Schloss kurz vor der Eröffnung steht, soll die Erinnerung an den Palast der Republik eine zentrale Rolle spielen. Botschaft 2: Die Stiftung hat rund 750 Teile der Inneneinrichtung des Palast der Republik von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übernommen. Die BImA hatte diese seit dem Abriss verwahrt.
Generalintendant Hartmut Dorgerloh erklärte, dass im Neubau des Humboldt Forums künftig unter anderem 36 so genannte Spuren an wichtige Nutzungsaspekte und historische Ereignisse im Berliner Schloss und im Palast der Republik erinnern sollen. 12 dieser 36 Spuren verweisen auf den Palast – die Kugellampen des Stabwerkleuchtensystems, ein Rundtisch mit Schachbrett, Eisbecher, Teller, Armlehnstühle. Elemente des Wegeleitsystems von Klaus Wittkugel, der die gesamte Grafik für den Palast entworfen hatte, werden künftig in der Treppenhalle ausgestellt. Auch ein Überwachungsmonitor, den die Staatssicherheit nutzte, und die gläserne Wahlrune der Volkskammer im Palast der Republik sowie Filmdokumente, Kunstwerke und Fotografien werden zu sehen sein.
Die Kritiker des Palastabrisses dürfte diese Nachricht aus der Mottenkiste der Ostalgie alles andere als zufrieden stellen. Von der Architektur und Entstehungsgeschichte des Palastes mit seiner einzigartigen Raumkonstellation, die nach Plänen vom Team um Heinz Graffunder und Saalarchitekt Manfred Prasser entstand, erzählt diese Objektauswahl ebenso wenig wie vom Ringen um den Erhalt des Bauwerkes in den Nullerjahren. Und so wirken diese 12 Spuren wie Feigenblätter einer Auseinandersetzung mit der politischen Bedeutung des Palast der Republik. Es reicht einfach nicht, diese wichtige Debatte in eine schmale Publikation auszulagern, die heute auf der Pressekonferenz verteilt wurde. (fm)
Zum Thema:
Die 2017 von der Stiftung Humboldt Forum herausgegebene Publikation „Palast der Republik. Ein Erinnerungsort neu diskutiert“ steht kostenfrei zum Download bereit.
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Inken361 | 16.05.2019 09:40 UhrVerwurstung
Grotesk: Die architektonische Entsprechung dazu ein Schwein zu keulen und es dann in seinen eigenen Darm zu stopfen...