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13.06.2008

Wassertropfen auf heißen Steinen

Expo de Zaragoza wird eröffnet


Weltausstellungen haben den Ruf, sehr verschwenderisch zu sein. Wahr ist, dass  oft sehr viel Geld auf temporäre Strukturen, Vorträge und Diskussionen verwendet wird, die nicht unbedingt zum nowendigen, internationalen politischen Handeln führen, aber dem Gastgeber die Möglichkeit zur Erneuerung seiner städtischen Strukturen geben und den Fremdenverkehr für den Gastgeber und seine Gäste ankurbeln helfen. Wahr ist aber auch, dass sich hier internationale Architekten ein Stelldichein geben – und dabei mitunter wirklich interessante Architektur entsteht.


Die Expo de Zaragoza 2008, die am 14. Juni 2008 ihre Tore öffnet, bildet da keine Ausnahme: Als Vorbote dessen, was den Besucher architektonisch und thematisch erwartet, überschreitet man den Fluss Ebro über eine enorme, metallisch-glänzende Fußgängerbrücke von Zaha Hadid. Am Eingang begrüßt einen auf einer Wasserfläche ein Stahl-Feld mit eingravierten, historischen Zitaten. Das Thema dieser Expo ist „Wasser“.

Zweifelsohne ist „Wasser“ gegenwärtig weltweit ein hochaktuelles und -brisantes Thema, sei es als knappe Ressource oder als Flutkatastrophe. Das Programm der Veranstaltungen und Ausstellungen spiegelt dabei ein breites Spektrum an Gedanken über diese lebenswichtige Ressource wider und verbindet Ernsthaftigkeit und Spaß.

Der Bau des Ausstellungsgeländes an der als „Ranilla-Mäander“ bekannten Biegung des Ebro soll offenbar vor allem dabei helfen, die relative Isolierung Zaragozas auf der spanischen Landkarte in Sachen Wirtschaft, Kultur und internationalem Tourismus zu beseitigen.

Zu den festen Größen der Expo-Architektur zählen:


  • der Bahnhof Zaragoza-Delicias von Carlos Ferrater, der die Expo mit der Außenwelt verbindet. Von außen ein elegantes, nüchternes Gebäudes mit öffentlicher Präsenz, das von innen großzügig und gut beleuchtet ist, mit einem schönen flachen Dach, das eine diagonale Geometrie und dreieckige Oberlichter aufweist

  • der Palacio de Congresos von Nieto Sobejano auf der anderen Seite des Flusses, der mit seinem unregelmäßigen Profil aus Oberlichtern und seiner  aufgefalteten Dachlandschaft monumental wirkt. Die Betonoberflächen außen sind mit keramischen Fliesen bedeckt, die Innenräume sind eher kahl und für große Besucherströme entworfen

  • der „Torre del Agua“ von Enrique de Teresa – ein kurviges, transparentes Hochhaus aus glänzendem Glas und Stahl, der das Verhältnis von High-Tech in Bezug auf das Wasser symbolisieren kann. Die äußere Rampe des in Nachbarschaft der Kongresshalle stehenden Hochhauses ermuntert den Besucher in einer aufsteigenden Bewegung zur Kontemplation der Landschaft. Im Innern wirkt der Turm eher wie eine Firmenzentrale, noch unterstrichen durch die ausgestellten Kunstwerke im „Banken-Stil“

  • der spanische Pavillon von Mangado & Asociados, ein minimalistischer Tempel, eine wie zufällig erscheinende Ansammlung schlanker Stahlsäulen mit Ton-Verkleidung, der wie ein schattenspendender Bambushain auf einer Wasserfläche wirkt; die verglasten Innenräume sind zur Zeit mit Installationen gefüllt (darunter fotografische Studien zum Thema Wasser in verschiedenen Teilen Spaniens). Das Gebäude kann später leicht umgestaltet und zu anderen Zwecken genutzt werden.


Das Thema Nachhaltigkeit, die natürlich auch den Umgang mit der Ressource „Wasser“ betrifft, erfüllen nur wenige Gebäude, und die an einer Hand abzählbaren Bauten mit architektonischer Qualität stechen aus der allgemeinen Mittelmäßigkeit der Expo-Architekturen hervor, die sich größtenteils als Ansammlung bizarrer, in Form, Material und Maßstab kollidierender und konkurrierender Strukturen präsentieren.


Ebenso wirken die Expo-Versuche, gewundene Gewässer zu imitieren, wie die Planungen für einen durchschnittlichen Wasser- oder Freizeit-Park – geradezu lächerlich im Vergleich zum natürlich-mäandernden Flusslauf des Ebro und der gewachsenen Landschaft. Hier hätte man mehr erwarten können.


In einer der wärmsten Städte Spaniens hätte die Gestaltung des Geländes insgesamt in zeitgemäßer Form den Wert der Schaffung von Schatten und Kühle zeigen können. Vielleicht als moderne Interpretationen von Terrassen, Pergolen, Wasserkanälen und Hainen. Die öffentlichen Räume und die Mehrzahl der Gebäude der Expo de Zaragoza haben jedenfalls unter Strahlungshitze und Blendung zu leiden. Ernüchternd.

Zu hoffen bleibt, dass die Planer und Architekten der Zukunft, statt nur vordergründig formale Aspekte von Wasser und Wellen zu imitieren, tatsächlich Wasser, Vegetation, Architektur und öffentlichem Raum als Teil eines Ganzen  betrachten und mehr dauerhafte Stadt- und Landschaftsplanung betreiben.


Zum Thema:

www.expozaragoza2008.es


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