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13.06.2017
Prototyp in Palästina
Experimentelles Steingewölbe in Jericho
Eine staubige Fläche am Rande eines Wohngebiets, Wüste im Hintergrund, ein perforiertes Steingewölbe, zeitgemäß und filigran ausgeführt – eine Herde Ziegen, zupackende Arbeiter auf der Baustelle, gepflegtes Kulturpublikum zur Eröffnung: Die Bilder des Projekts Stonematters in Jericho erzählen ganz unterschiedliche Geschichten und machen klar, dass es sich bei dem Steingewölbe um ein Projekt handelt, das als Prozess verstanden werden will. Denn das Gewölbe ist ein Prototyp, ein erster praktischer Schritt hin zu einem größeren Gebäude, dem Künstler- und Schriftsteller-Haus el-Atlal in Jericho.
An diesem Haus plant das Büro AAU ANASTAS (Bethlehem/Paris) zusammen mit dem GSA Lab (Geometric Structure Architecture Lab) der Pariser Architekturschule École nationale supérieure d'architecture ENSA Paris-Malaquais. Ziel ist es, eine mehrfach gewölbte Dachstruktur für el-Atlal zu realisieren. Indem die Architekten und Ingenieure auf selbsttragende Gewölbe setzen, folgen sie einem aktuellen Trend, verstehen ihre Arbeit aber auch als Fortschreiben lokaler Bautraditionen in Stein. Heutzutage bedeutet dies allerdings, dass man mit digitalen Techniken arbeitet. Die Dokumentation des Bauprozesses zeigt Fräsen, Steinsägen und ein genau ausgetüfteltes System individuell zugeschnittener Steine, die zu einem offenen Gewölbe zusammengesetzt wurden, das auf drei Punkten aufliegt.
Mit relativ viel Aufwand wurde eine Negativform erstellt, bestehend aus exakt gefrästen Styroporblöcken, die wiederum auf einem hölzernen Baugerüst angeordnet wurden. In diese Negativform wurden 300 individuell geschnittenen Steine eingelegt, die sich gegenseitig halten. Anschließend wurde die Negativform abgebaut und das Verhalten der einzelnen Steine zueinander genau beobachtet. Die Steine hielten, das Gewölbe trägt sich selbst, der Prototyp ist erfolgreich. Im nächsten Schritt wird es nun darum gehen, das hier praktisch Erprobte in die komplexe Form des geplanten Kulturhauses zu transformieren. (gh)
Fotos: Mikaela Burstow
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