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03.08.2022
Raumfahrt auf dem Rosenberg
Experimentelle Wohnkapsel in St. Gallen von SAGA Space Architects
Das junge Kopenhagener Büro SAGA Space Architects beschreibt sich als Studio, das „Architektur für den Weltraum“ entwirft (und darüber hinaus im Bereich der digitalen Visualisierung aktiv ist). Extraterrestisch gebaut haben die Dänen zwar noch nichts, realisiert haben sie jedoch unter anderem die auffaltbare Wohnkapsel Lunark, die im Herbst 2020 mehrere Wochen im unwirtlichen Grönland im Testbetrieb war.
Wer an solchen Experimenten arbeitet, braucht potente Partner und Auftraggeber. Einen solchen haben SAGA vor einiger Zeit mit dem St. Galler Institut auf dem Rosenberg gefunden. Zwei Jahre lang arbeiteten die Planer*innen mit Schüler*innen des 1889 gegründete Eliteinternats am Rosenberg Space Habitat (RSH), das Ende Juli der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das RSH versteht sich als experimenteller Prototyp einer Wohnkapsel für extraterrestrisches Leben und soll „als Versuchslabor für die Schüler*innen dienen, um die Zukunft der Menschheit auf unserem Planeten und darüber hinaus zu erforschen und aktiv zu gestalten,“ heißt es in der Erklärung zum Projekt.
Das RSH hat drei Ebenen, die über eine integrierte Leiter erschlossen werden. Auf der untersten Ebene geht es um „Hygiene, Laborforschung, Werkstattausrüstung“, auf der zweiten Ebene finden geistige Arbeit, Erholung und Unterhaltung statt, in der obersten sind zwei Schlafkojen untergebracht. In diesem Setting und aus diesem heraus sollen die Schüler*innen diverse Experimente ausführen. Unter anderem fungiert die Kapsel auch als Behausung eines Roboters.
Was genau im RSH passiert und welche Funktion das Objekt für den Unterricht spielt, bleibt vage. Fraglos haben die Schüler*innen hier jedenfalls eine hochgradig ambitionierte Lernumgebung. Kein Wunder, denn das Institut auf dem Rosenberg verlangt rund 140.000 Franken Schulgeld pro Jahr – da kann man Einrichtungen wie das RSH erwarten.
Das Rosenberg Space Habitat steht beispielhaft für den Fokus auf Hightech, den die Schule seit einigen Jahren verfolgt. Inwiefern die Lösung unserer globalen Probleme in der weiteren Technologisierung der Welt liegt, ist debattierbar. Dass teure Lösungen für das Leben auf dem Mond (und darüber hinaus) in absehbarerer Zeit eine Rolle spielen, kann man jedoch getrost bezweifeln. Nicht umsonst erinnert das Projekt RSH in ästhetischer Hinsicht an Science Fiction-Utopien, die schon vor Jahrzehnten gezeichnet wurden.
Auf jeden Fall regt das Projekt dazu an, über das Leben und Arbeiten auf minimalem Raum nachzudenken. Außerdem schafft es Erkenntnisse in der Technik- und Materialforschung. Die Macher*innen betonen jedenfalls, dass es sich bei dem sieben Meter hohen RSH um die momentan höchste Polymerstruktur aus einem 3D-Drucker handelt. Widerverwendbar ist das Material übrigens auch, denn es kann zerkleinert und neu gedruckt werden. (gh)
Fotos: Institut auf dem Rosenberg
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