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27.01.2017
Aufwärtsspirale
Experimentarium von CEBRA in Kopenhagen
Das dänische Büro CEBRA (Aarhus) holt Architektur auf eine kindliche Ebene – und das in einem ganz und gar erwachsenen Maßstab: Ein Kinderheim, eine Schule und ein ganzes Bildungszentrum haben sie innerhalb von kurzer Zeit gebaut. Typologisch betritt das dänische Büro jetzt neues Terrain, inhaltlich bleibt es beim Thema Lernen: Das Experimentarium in Kopenhagen, eine Ausstellungshalle mit familiengerechten Technik- und Naturwissenschaftsschauen, haben sie nun mit einem Anbau um das Doppelte erweitert. Ausgehend von einem großen Foyer wurden Lehrsäle, eine Kongresshalle, ein Café, eine Dachterrasse, Personalräume und eben neue Ausstellungsbereiche an den Bestand angedockt.
Das Experimentarium – ein Bau aus Zeiten der vorletzten Jahrhundertwende – war einst Teil der Brauereianlage der bekannten dänischen Biermarke Tuborg. Seit 1991 ist die alte Flaschenabfüllhalle schon eine Ausstellungsinstitution. 2011 lobte man einen Wettbewerb aus, um ihr familienfreundliches Programm auszuweiten. CEBRA gewannen, seit Januar 2017 ist der 28.000-Quadratmeter-Bau fertig.
Verspielt in der Form und techniknah in der Materialwahl ist der Anbau der Architekten geworden. Als gestapelte Boxen organisierte das Büro die Erweiterung um die alte Backsteinhalle, eine perforierte Aluminiumverkleidung setzt den Neubau zum Altbau in Kontrast und als zentrales Motiv haben die Dänen eine große Wendeltreppe in die Eingangshalle gesetzt. Diese zieht sich wie eine sauber abgetrennte Apfelschale in vielfachen Windungen durch die vier Stockwerke hinauf. Die Dimensionen sind enorm: 100 Meter lang, tragen 160 Tonnen Stahl die Konstruktion und 10 Tonnen Kupfer verkleiden sie recht effekthascherisch.
CEBRA wollten einen radikalen Wechsel in der Architektur: Von einem introvertierten alten Industriebau zu einer extrovertierten Ausstellungshalle. Dabei haben sie sich Gestaltungsmotive ausgesucht, die die inneren Vorgänge im Bau architektonisch übersetzen: Die verschachtelten und gestapelten Boxen markieren die funktionalen Zonen des Baus und die Perforierung der Aluminiumverkleidung zeichnet die Luftzirkulation im Inneren nach. Kein Ornament also, sondern eine echte Visualisierung aerodynamischer Prozesse ist jetzt auf der Fassade sichtbar. Wie ein in Architektur gewordenes Physiklehrbuch. (sj)
Fotos: Adam Mørk
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