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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Ethnografisches_Museum_in_Budapest_von_Napur_Architect_7958991.html

20.06.2022

Koloss mit Häkelspitze

Ethnografisches Museum in Budapest von Napur Architect


Aus dem Budapester Stadtpark Városliget soll ein Kulturbezirk mit fünf neuen Museumsgroßbauten werden – das zumindest ist die Vision von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán und seiner Partei Fidesz. Ob das „Liget Budapest“ genannte Projekt tatsächlich komplett umgesetzt wird, ist jedoch nicht nur aus finanzierungstechnischen Gründen fraglich. Auch aus dem Budapester grün-liberal regierten Stadtrat kommt heftiger Protest gegen das Vorhaben. So liegen einige Planungen derzeit auf Eis. Bereits realisiert sind hingegen das Haus der Musik von Sou Fujimoto Architects und ein neues Ethnografisches Museum, das vom Budapester Büro Napur Architect entworfen und Mitte Mai 2022 eröffnet wurde.

Die beiden unmittelbar nebeneinander stehenden Bauten könnten unterschiedlicher kaum sein: Hier Fujimotos organisch geformte, kompakte „Lotuswurzel“, dort Napurs großmaßstäblicher, 33.000 Quadratmeter fassender Gebäuderiegel, dessen wuchtige Enden nach oben abheben und dessen Fassade eine an weiße Spitzenbänder erinnernde Ornamentik ziert. Mit seinem Entwurf setzte sich das lokale Büro unter Leitung von Marcel Ferencz in einem internationalen Wettbewerb gegen namhafte Konkurrenten wie BIG und Zaha Hadid Architects durch. 

Mit dem Neubau erhält die circa 250.000 Exponate umfassende ethnografische Sammlung, die bisher in verschiedenen Einrichtungen untergebracht war, erstmals ein eigenes Museumsgebäude. In der Verlängerung eines direkt auf den Park zuführenden Boulevards platziert, soll es als Durchgang zwischen Stadt und Grünraum fungieren. Angelegt als eine Art invertiertes Tor befinden sich gut sechzig Prozent des Volumens unter der Erde, sodass Besucher*innen über den mittigen Gebäudeteil einfach hinwegschreiten können. Rechts und links erheben sich wie zwei Rampen die begrünten und ebenfalls über Treppen begehbaren Dächer der beiden überirdischen Flügel, die den Architekt*innen zufolge zwei Berghängen nachempfunden sind.

Die gläserne Gebäudehülle befindet sich hinter einer auffällig dekorierten Vorhangfassade aus Aluminium, die an ungarische Häkelspitze denken lässt. Sie besteht aus einem Gitterraster, auf dem gut eine halbe Million kleine Würfelelemente sitzen. Die Muster, die sie formen, basieren auf ethnografischen Motiven aus den ungarischen und internationalen Sammlungen des Museums. (da)

Fotos: Palkó György


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