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21.07.2016

Denkmal in Schneelandschaft

Estnisches Nationalmuseum in Tartu


Eine schmerzhafte Geschichte, ein schwieriger Ort und die Architektur reagiert mit einem schmalen, gläsernen Riegel, der sich in einem fast unbemerkbaren Grad langsam aus der Erde in die Höhe richtet. In seiner Reduktion und Entschiedenheit ist der Bau des neuen Nationalmuseums von Dorrell Ghotmeh Tane wirklich kraftvoll. Vielmehr Denkmal als Gebäude erinnert der Bau an dunkle Teile der Geschichte Estlands, an die Besetzung der Nationalsozialisten und die darauffolgende Angliederung an die Sowjetunion, denen allein in den Vierzigerjahren ein Viertel der estnischen Bevölkerung zum Opfer fiel.

Für den Wettbewerb des Museums mussten sich die Teilnehmer also mit einem äußerst traurigen Part der Landeshistorie auseinandersetzen (obwohl auch weniger Beschwertes, wie die Folklorekunst der Esten oder die Unabhängigkeit des Landes seit 1992, mit den insgesamt 140.000 Sammlungsobjekten thematisiert werden wird). Für seinen Entwurf entschied sich das Pariser Büro von DGT, ein anderes Grundstück zu bespielen als es die Auslober vorgegeben hatten. Sie verschoben ihren denkmalartigen Bau auf eine nahe gelegene, verlassene Militärbasis der Sowjets. Das überzeugte 2006 das Preisgericht.

Die historisch belastete Lage des Museums wird durch einen gewissen Symbolismus der Architektur neu reflektiert. So wächst der 34.000-Quadratmeter-Bau hoffnungsvoll in die Höhe und legt sich wie eine Brücke über einen Bachgraben, mit seiner Glasfassade und seinem schon monumentalhaft ausgearbeiteten Eingang vermittelt er Offenheit und Transparenz – da kommen jede Menge Schlagwörter für eine lichtere Zukunft in Estland zusammen. Noch bevor das Museum im September 2016 eröffnet wird, hat es bereits die Afex Grand Prix Auszeichnung erhalten, der französsche Architektur im Ausland würdigt. (sj)

Fotos: Takuji Shimmura


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