Yonder – Architektur und Design sind für markante und durchaus streitbare Gestaltungen bekannt. Ausgerechnet für die Erweiterung der Autobahnpolizei in Mühlhausen im Täle wählte das Stuttgarter Büro allerdings eine eher sanfte Herangehensweise. Hell und mit zarten Farben zeigt sich das Ensemble für die Freunde und Helfer – oder wie es die Architekt*innen beschreiben: „ein frisch und jung anmutendes Image für die Polizei im 21. Jahrhundert“.
Das Bestandsgebäude des Verkehrskommissariats, direkt am Ablaufstieg der A8 gelegen, benötigte eine Erweiterung für die Verwaltung sowie zusätzliche Werkstätten und Garagen. Yonder haben den klobigen Satteldachbau aus den 1950er Jahren mit mehreren kleinen Satteldachhäusern für den umfassenden Fuhrpark umstellt. Nördlich dockten sie zudem einen zweigeschossigen Büroriegel an den Bestand an. So ergibt sich ein mittiger Hof, der alle Bereiche erschließt. Zugleich versteckt sich die Polizei aber auch etwas. Entlang der Straße blickt man auf die geschlossenen Giebelfassaden der gestaffelten Garagen- und Werkstattvolumen. Und die Nachbarskinder müssten sich auf ihrem Trampolin schon ziemlich strecken, um über den neuen Büroriegel zu schauen, der sich nun vor ihren Garten geschoben hat.
Sämtliche Fassaden des Ensembles sind in eine weiß lasierte Boden-Deckel-Schalung gehüllt. Für das Farbkonzept der vertikalen Fugen ist Künstlerin Florina Leinß verantwortlich. Entgegen dem dezenten Äußeren knallt es im Inneren des Bürobaus dann etwas mehr. Die sichtbare Massivholzkonstruktion kombinierten Yonder mit verschiedenen kräftigen Farben und einer anthrazitfarbenen Stahltreppe, die auch zu einer Dachterrasse mit Blick auf den Albtrauf führt. Im Erdgeschoss gibt es einen robusten Betonwerksteinboden, oben einen moosgrünen Linoleumbelag.
Die Garagen und Werkstätten wurden in Holzrahmenbauweise errichtet. Ihre asymmetrischen Dächer sind südlich mit Photovoltaik-Elementen ausgestattet, während sich an den Nordseiten transluzente Doppelstegplatten für eine blendfreie Belichtung befinden. Die Neubauarbeiten wurden 2023 abgeschlossen, inzwischen läuft die Teilsanierung des Bestands. Im dortigen Erdgeschoss werden die vormaligen Garagen durch Büroräume ersetzt, darüber geht es vor allem um die Erneuerung der Technik. Auch die Umsetzung der Landschaftsgestaltung von Peyker landschaftsarchitektur (Schönaich) steht noch aus.
Der Auftrag für Yonder ging aus einem Suchverfahren hervor. Als Bauherrin tritt der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg auf, der die Baukosten für An- und Neubau über rund 860 Quadratmeter Bruttogrundfläche mit 3,5 Millionen Euro angibt. (mh)
Fotos: Brigida González
Zum Thema:
Deutlich markanter und auch deutlich dunkler gestalteten Yonder etwa Häuser in Tuttlingen und im Allgäu.
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Baumeister | 17.10.2024 11:13 UhrZukunft
...bei der Verwendung einfachster Materialien und Oberflächen wäre eine Rückschau nach bereits 5 Jahren interessant....
Fände es überhaupt gut, wenn hier vorgestellte Projekte nach 5-10 Jahren erneut gezeigt würden. Wäre vermutlich recht lehrreich.....