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22.11.2019

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Neue Nachbarn fürs alte Spiegel-Hochhaus

Erweiterung von Winking Froh in Hamburg


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Auf dem ersten Blick war es eine vollkommen rationale Hochhausarchitektur, hinter der Fassade jedoch verbargen sich einzigartige Innenräume, inszeniert in leuchtenden Farben und schwellenden Formen: das legendäre Spiegel-Verlagshaus, 1969 erbaut vom Hamburger Architekten Werner Kallmorgen. Für die Innengestaltung sorgte damals der dänische Architekt und Designer Verner Panton. Mit dem Bau des Spiegel-Hochhauses und des benachbarten IBM-Hauses konzipierte das Büro Kallmorgen & Partner zwischen 1963 und 1969 ein modernes, städtebauliches Ensemble in der Hamburger Altstadt.

Im Januar 1969 zogen Verlag und Redaktion des Spiegels in das neue, dreizehngeschossige Hochhaus, mit der Zeit wurde der Raum im Glasturm an der Willy-Brandt-Straße jedoch knapp, 2011 erfolgte der Umzug in den Neubau in der Hafen City. Seitdem stand das ehemalige Spiegel-Gebäude leer und auch das IBM-Hochhaus direkt nebenan verbarg sich jahrelang hinter einer Plane. Damit ist nun Schluss: Der Baukonzern Hochtief hat die 7.700 Quadratmeter große, zwischen sechs- und vierspurigen Schnellstraßen eingeklemmte Spiegel-Insel in ein modernes Büroquartier mit dem glanzvollen Namen Hamburg Heights umgebaut.

Für die städtebauliche Umstrukturierung, die Realisierung der Neubauten und Sanierung des denkmalgeschützten Spiegel-Hauses war das Hamburger Büro Winking Froh Architekten verantwortlich. Nach einem städtebaulichen Wettbewerb 2013 wurden die Architekt*innen zunächst mit der denkmalgerechten Sanierung beider Hochhäuser mit der Gesamtfläche von rund 19.000 Quadratmetern und dem Bau einer Tiefgarage beauftragt. Das IBM-Hochhaus wurde dann während der Sanierung jedoch verkauft, Kunst+Herbert (Hamburg) von den neuen Eigentümern mit der Fortsetzung der Arbeiten beauftragt.

Das Spiegel-Haus selbst wurde von Winking Froh Architekten bis auf den Rohbau zurückgebaut - die einmalige Innenausstattung von Verner Panton war im Laufe der Jahre vom Verlag ohnehin kontinuierlich verändert und der berühmte Swimmingpool schon kurze Zeit nach Fertigstellung des Gebäudes durch einen Brand zerstört worden. Die zwischen den Geschossdecken eingespannten Glasfassaden dagegen wurden originaltreu rekonstruiert und an die heutigen Bedingungen angepasst. Die einstige Kantine, die weitestgehend im Originalzustand erhalten ist, ist seit 2012 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen. Teile der poppig bunten Snack-Bar integrierte das Verlag in seinen Neubau an der Ericus-Spitze.

Die ehemaligen Flachbauten der Spiegel-Insel wurden durch drei achtgeschossige Gebäude mit insgesamt 23.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche ersetzt. Die ähnlich proportionierten Neubauten sind so konzipiert, dass sie den beiden Hochhäusern als einheitlicher Sockel dienen sollen, ihre Fassadengestaltung orientiert sich dabei in Farbigkeit und Materialität an den Bestandsbauten. Untergebracht sind vor allem Hotels und Wohnflächen, aber auch Einzelhandel und Gastronomie in den drei Neubauten. (mg)

Fotos: Carl-Jürgen Bautsch


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Tius | 25.11.2019 16:15 Uhr

Abriss Kantine

Interessant zu erwähnen wäre ebenfalls, dass für die Neubauten eben jener zweigeschossige Baukörper abgerissen wurde, in dem sich bis 2012 die Spiegel-Kantine von Verner Panton befunden hatte.
Da scheint den Investoren ein geschickter Schachzug gelungen zu sein: Die Kantine wanderte von ihrem originalen Standort ins Museum und der Flachbau durfte zugunsten einer massiven Nachverdichtung abgerissen werden.

2

Designer | 22.11.2019 20:57 Uhr

old school

Am Ende ist das Ganze schon seit fast zwei Jahren fertig. Nur mal so.

1

Robinson Crusoe | 22.11.2019 16:51 Uhr

Insel der Glückseeligen

Nach der Beurteilung des Artikels im aktuellen Hamburger Jahrbuch muss den Planenden hier ein Meisterstück gelungen sein. Der Baunetzartikel scheint sich ebenfalls von den inneren Werten überzeugt zu haben. Nun ja, innen, also wirklich innen, kenne ich nicht, außen hingehen schon: Städtebaulich fügt sich alles auf der verkehrsumspühlten Insel der ehemaligen Verlagshäuser - zwischen den Inseln des Kontorenhausensembles und der Insel der Speicherstadt und der Insel der Hafencity, der Insel um die Katharinenkirche, der Insel um den Domplatz... Alles in sich monotone Kleinquartiere, zerschnitten durch Verkehrsachen ohne erkennbaren konzeptionellen Zusammenhang mit verschiedensten Architekturen... Die Fassaden der Neubauten lassen erkennen, dass aus der Singularität der Hochhäuser aus der Entstehungszeit nun Ensemble gebildet werden sollte - das mag gelungen sein. Fragwürdig bleibt dieser Ansatz dennoch, denn perspektivisch ist genau damit (Fassadenthema, Gliederung und Städtebau) erneut der Fehler der Entstehungszeit nicht ausgeräumt worden, als durch den Abriss der Kontorhäuser für die Ost-West-Straße Restiktionen gebildet wurden zwischen Kontorhausviertel und Speicherstadt, der doch nun mit der Neuentwicklung einer beabsichtigten Anbindung der Hafencity an die Altstadt hier hätte wieder gelingen können. Es ist schwer zu ergründen, warum sich Stadt, Planer und Investoren dieser doch bereits bekannten und erforderlichen Verknüpfungsmöglichkeit und Verzahnung von keiner Seite her angenähert haben, so bleibt jeder auf weitere 50 Jahre auf seiner Scholle - Stadtplanung findet derzeit wo anders in Hamburg statt...

 
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Die sanierte und um drei Neubauten ergänzte Spiegel-Insel in Hamburg bekam neue Nutzungen.

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Das ehemalige Spiegel-Verlagshaus und das schwarze IBM-Hochhaus beherbergen weiterhin Büros.

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Ein Vier-Sterne-Hotel, Wohnflächen, Läden und weitere kommerzielle Nutzungen sind in den drei achtgeschossigen Neubauten untergebracht.

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Kantine im Spiegel-Verlagshaus von Verner Panton, Hamburg, 1969

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