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19.04.2023

Überall shoppen, überall Kreise

Erweiterung und Sanierung in Annecy von Manuelle Gautrand Architecture


1970 eröffnete das Einkaufszentrum Nouvelles Galeries im Herzen der ostfranzösischen Stadt Annecy unweit von Genf. Der Bau von Antoine Dory bestand aus einer Halle über quadratischem Grundriss, in dem das eigentlichen Einkaufszentrum lag – und einem auf hohen Stützen ruhenden, zweigeschossigen Ring, der um die fensterlose Halle gelegt wurde und als Parkgarage diente.

Es war eine geometrisch präzise, ganz auf die Bedürfnisse des Automobilverkehrs fokussierte Anlage von einer außergewöhnlichen Stadtfeindlichkeit, wie sie nur die Spätmoderne hervorbringen konnte. Der Bau lässt eher an die konturlose Suburbia Amerikas denken als an das Stadtzentrum einer beschaulichen Stadt am Rand der französischen Alpen.

Ebenso radikal wie die damalige städtebauliche Setzung zeigt sich nun der Umbau von Manuelle Gautrand Architecture, der im Sommer letzten Jahres für die Eigentümerin  Citynove (die wiederum zur Groupe Galeries Lafayette gehört) fertig gestellt wurde. Seit 2011 beschäftigte sich das Pariser Büro in Studien damit, wie das Einkaufszentrum entwickelt werden sollte, um den Bedürfnissen des zeitgenössischen Handels gerecht zu werden und zugleich das Gebäude besser in die bestehende Stadtstruktur einzubinden.

Um diese Ziele zu erreichen, wurde nicht nur der Bestand reorganisiert und neu gestaltet, sondern die Architekt*innen schoben auch mehrere kreisförmige Baukörper in die historische Struktur hinein, die nun zusätzliche Flächen für Verkauf und Gastronomie bieten. Im Ring und auf dessen Dachebene wird weiterhin geparkt, doch die Bereiche auf Straßenniveau wurden dem Einkaufszentrum zugeschlagen.

Die eigentliche Ringstruktur bildet sich nun als zentraler, umlaufender Korridor im Erdgeschossgrundriss als schattenhafte Erinnerung an die einstmals radikale Gebäudefigur ab. Auch von außen ist diese aufgrund der kreisförmigen Erweiterungen und der vereinheitlichten Fassadengestaltung nur noch zu erahnen. Die Architekt*innen beschreiben die weitgehende Verschmelzung von alt und neu als bewusste Zielsetzung ihres Entwurfs. Dabei sollte man aber keinesfalls übersehen, dass die in sich gedrehten, vertikalen Betonelemente an der Fassade der Parkebene original sind und nur saniert wurden.

Seit 2019 arbeiteten Manuell Gautrand und ihr Team an der Umsetzung der Sanierung und Erweiterung. Momentan richten sich noch die letzten Mieter*innen ein. Insgesamt gibt es nun 27.500 Quadratmeter Nutzfläche, von denen 10.000 Quadratmeter neu geschaffen wurden. Die Architekt*innen geben die Baukosten mit 45 Millionen Euro netto an. Das Interior Design stammt von Studio David Thulstrup (Kopenhagen). (gh)

Fotos: Luc Boegly


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