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29.09.2017
Melbourne von hinten aufgezäumt
Erweiterung eines Wohnhauses von Austin Maynard Architects
Gibt es – jenseits von postmodernen Spielereien – so etwas wie Humor in der Architektur? Und, wenn ja, woran ließe sich das festmachen? Diese Fragen drängen sich auf, wenn man sich das kleine Haus mit dem Namen Brickface ansieht, das Austin Maynard Architects im Melbourner Stadtteil Richmond Anfang des Jahres vollendet haben. Denn man hat sofort das Gefühl, dass es hier um humorvolle Formen geht – was sich spätestens bei Betrachtung der Zeichnungen des Melbourner Büros bestätigt, in denen sie die drei Ansichten des Hauses als Hase und Menschen interpretieren.
Die Architekten setzten auf alte Backsteine, die sie an einer Seite des Hauses mit blau und rot lasierten Ziegeln durchsetzten. Kreise sind ein zweites Motiv des Entwurfs. Rundfenster sowie gerundete Tür- und Regenrinnenabschlüsse geben dem Haus einen spielerischen Charakter. Das Ganze wirkt frisch und frech – und weckt dabei immer wieder vage Erinnerungen an historische Bauformen. Dementsprechend schreiben die Architekten auch, dass das „neueste Haus im Baublock wie das älteste Haus in der Straße aussieht.“
Der formale Witz des Hauses ist nur eine Seite der Medaille. Mindestens genau so interessant sind die konzeptionell-räumlichen Überlegungen hinter dem Entwurf, auf die die Architekten in ihrer Projektbeschreibung hinweisen. Brickface ist eine Erweiterung am hinteren Ende des Grundstücks eines ortstypischen Einfamilienhauses. Es ersetzt einen älteren Bau und bietet zusätzlichen Raum für die Familie des Bauherren. Im Erdgeschoss gibt es eine Garage, im Obergeschoss einen Wohnbereich und auf dem Dach eine Terrasse, die durch eine außen liegende Wendeltreppe direkt mit dem Pool verbunden ist.
Erschlossen wird das Haus von der sogenannten laneway aus, das ist eine schmale Straße, die die Rückseiten der Grundstücke der eng aneinander gereihten Einfamilienhäuser erschließt. Da Wohn- und Arbeitsräume in den innerstädtischen Lagen Melbournes immer knapper werden, begreifen die Architekten ihren Entwurf auch als einen ersten Schritt, die laneway zu aktivieren. Noch befindet sich im Erdgeschoss eine Garage, doch strukturell sei der Bau so ausgelegt, dass hier auch ein Büro, Studio oder Wohnraum entstehen könnte, schreiben die Architekten. Mit ihrem Ansatz sind sie nicht allein, wie sie betonen. Immer mehr Familien orientieren sich mit An- und kompakten Neubauten zur laneway. Sie schaffen dabei nicht zuletzt Raum für ihre Kinder, die hier relativ ungestört leben und arbeiten können, so lange sie studieren oder sich noch kein eigenes Haus leisten können. (gh)
Fotos: Tess Kelly
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