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25.01.2022
Erdige Achtziger in Montpellier
Erweiterung einer Cafeteria von Brenac & Gonzalez
Immobilien-Rochaden gehören für internationale Großkonzerne zum Tagesgeschäft. Deshalb verwundert es nicht, dass der amerikanische IT-Riese IBM nicht nur in Stuttgart-Vaihingen, sondern auch in Montpellier eine größere Campus-Anlage mit einem gewissen architektonischen Anspruch hinterlassen hat. Die dortige Anlage befindet sich im östlichen Vorort La Pompignane und versammelt in einer mediterranen Landschaft auf 28 Hektar rund zehn große Bürogebäude aus verschiedenen Jahrzehnten. Herausragend ist unter anderem „Le B5“ des französischen Designers und Architekten Marc Held. Von Held stammt auch die benachbarte Cafeteria, die dieser Mitte der 1980er Jahre errichtet hatte und die nun von Brenac & Gonzalez (Paris) saniert und erweitert worden ist.
Der einstige IBM-Campus gehört heute dem französischen Immobilienkonzern Covivio und wird als Businesspark für Hightech-Unternehmen entwickelt. Der Restaurantkomplex sollte darum ergänzend zu seiner ursprünglichen Funktion auch als neuer sozialer Mittelpunkt der Anlage positioniert und hierfür mit zusätzlichem Programm wie Tagungsräumen, Co-Working-Spaces, Fitness- und Wellnessangebot, Büroräumen für kleinere Start-Ups und einem Auditorium angereichert werden. Die ursprüngliche Architektur von Held mit ihren zahlreichen Anleihen an römische Patiohäuser wurde hierfür saniert. Die erdigen Bruchsteinmauern haben dabei von ihrer ursprünglichen Wirkung nichts verloren, und im Innenraum wähnt man sich angesichts rustikaler Holzstützen noch immer in einem ungleich älteren Gebäude.
Um jedoch das neue Programm in den Bestand integrieren zu können, nahmen die Architekt*innen einige smarte Interventionen vor. Einer der Höfe wurde beispielsweise im Sinne eines Patios im Patio teilweise vertieft, um Licht ins Untergeschoss zu bringen. Und anstelle des einstigen Küchenbaus wurde ein neuer Trakt errichtet. Der greift typologisch das Thema Hofhaus auf und nimmt auch Anleihen an der Materialität, ist aber zugleich mit einer Fassade aus Metallpaneelen eindeutig als zeitgenössische Ergänzung zu erkennen.
Das frei zugängliche Dach der Erweiterung ist dank einer Abfolge von begrünten Terrassen als Fortsetzung der umliegenden Topografie ausformuliert. Ihre Gestaltung mit geruchsintensiven Pflanzen wie Lavendel und Jasminum erfolgte durch den Landschaftsarchitekten Jean-Michel Rameau (Paris), was ergänzend zum räumlichen Genuss für eine gewisse sinnliche Gesamtwirkung sorgen dürfte. (sb)
Fotos: Sergio Grazia, Vincent Boutin, Stefan Tuchila
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