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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Erweiterung_der_Architekturfakultaet_von_Nadaaa_6941790.html

15.07.2019

Zerfetzte Räume in Toronto

Erweiterung der Architekturfakultät von Nadaaa


14.400 Quadrameter neue Pädagogik – so würden die Architekten von Nadaaa ihren Fakultätsneubau in Toronto wohl auch bezeichnen. Denn mit geknickten Wänden, Gängen mit mehrfacher Geschosshöhe und herabfallenden Decken haben die Architekt*innen aus Boston einen komplexen Innenraum geschaffen, mit dem sich Studierende und Lehrende der Stadtplanung, Architektur und des Design täglich auseinandersetzen müssen. Wo kann man sich besser darin schulen, Räume zu entwerfen, als in einem herausfordernden Gebäude – so die Logik von Nadaaa, die bereits in einem Wohnhaus bei Washington D.C. ihre Extravaganz bewiesen.

Sehr viel klassischer als der Neubau war da der Bestandsbau der Fakultät: eine Art historistische Festung mit Steinfassade auf einem kreisrunden Grundstück im Zentrum von Toronto. An ihn haben Nadaa nun kontrastreich das dreigeschossige Glas-Stahl-Gebäude gestellt. Während ursprünglich 500 Personen in dem Steinbau lehrten, studierten und arbeiteten sind es im neuen Daniel's Building der Faculty of Landscape, Architecture and Design nun über Tausend. Der Neubau enthält neben Lehrräumen einen Vorlesungssaal und eine Bibliothek.

Will man den komplexen Neubau auf seine gestalterischen Grundstruktur zurückführen, so lässt er sich auf einen länglichen Anbau mit zwei Obergeschossen reduzieren, dem die Architekt*innen noch einen schmalen Quader als drittes Geschoss aufsetzten. Nun muss sich im Entwurfsprozess ein rabiater Moment eingestellt haben, denn im Querschnitt wirkt der Bau, als sei man mit einer Machete mehrmals rauf und runter durch das Modell gefahren: Wo Treppen und Vorlesungssaal angeordnet sind, klappen ganze Etagen herunter und bilden klaffende Löcher in den Wänden, das Dach öffnet sich in Schlitzen.

Nadaaa begründen die Architektur ihres Erweiterungsbaus auch mit ökologischen Argumenten. So legten sie mit dem kleinen Aufsatz im dritten Obergeschoss ein grünes Dach zur Hitzereduktion an. Die Wand- und Deckendurchbrüche sind so angelegt, dass sie Licht durchlassen und es gleichsam optimal reflektieren, was Strom sparen helfen soll. Ein Regenwassersammelsystem an den Dachpulten deckt hundert Prozent der Grünflächenbewässerung. (sj)

Fotos: Nic Lehoux


Zum Thema:

„Hochschulen sollten gar nicht entworfen werden“, meint Odile Decq in der Baunetzwoche#465 (pdf-Download), die den Komplex von Raum und Lehre in der Architektur thematisiert.


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