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28.02.2012

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Pritzker-Preis 2012 an Wang Shu

Erstmals Architekt aus China ausgezeichnet


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Auf die Film-Oscars folgt der Architektur-Oscar: Wang Shu erhält in diesem Jahr als erster chinesischer Architekt den Pritzker-Preis. Der Preis ist mit 100.000 Dollar dotiert; viel stärker aber zählt das Renomee dieser weltweit angesehensten Auszeichnung für ein architektonisches Werk.

Dass die Jury einen Architekten aus China ausgewählt hat, zeige die Anerkennung von Chinas Rolle in der Entwicklung architektonischer Ideale, so der Vorsitzende der auslobenden Hyatt-Stiftung, Thomas J. Pritzker.

Wang Shu gilt als Baumeister, der Städtebau und Architektur immer in enger Verbindung zur Umgebung und Kultur vor Ort entwickelt. Die Entscheidung für ihn setzt also angesichts oft kritisierter städtebaulicher Sünden (nicht nur) in China ein deutliches Signal für die Notwendigkeit, dort und weltweit Städte im Einklang mit den lokalen Bedürfnissen und der jeweiligen Kultur zu planen.

Die international wie interdisziplinär besetzte Jury unter Vorsitz von Lord Palumbo sagt in ihrer Erklärung: „Die Architektur des Pritzker-Preisträgers 2012, Wang Shu, öffnet neue Horizonte, gleichzeit klingen Ort und Erinnerung mit. Seine Gebäude haben die einzigartige Fähigkeit, die Vergangenheit wachzurufen, ohne sich direkt auf die Geschichte zu beziehen.“

Wang Shu, 48 Jahre alt, hat bisher ausschließlich in seinem Heimatland gebaut. Nach dem Studium am Nanjing Institute of Technology beschäftigte ihn stark die Erforschung von Umwelt und Architektur im Zusammenhang mit der Renovierung alter Gebäude. So rettete er einmal Millionen von Fliesen eines abgerissenen traditionellen Hauses, um damit die Dächer neuer Gebäude zu decken.

In Hangzhou gründete er 1997 gemeinsam mit seiner Frau Lu Wenyu das Büro Amateur Architecture Studios – den Preis erhalten sie allerdings nicht gemeinsam. Den Büronamen erklärt er so: „Für mich bedeutet Kunsthandwerker gleichzeitig Amateur zu sein, das ist fast dasselbe“.

Ein erstes Haupwerk aus dem Jahr 2000 ist die Bibliothek des Wenzheng College der Universität von Suzhou. Es charakterisiert bereits deutlich seine rücksichtsvolle und sensible Entwurfshaltung, scheint nämlich fast über dem Wasser zu schweben und ist – um aus der Stadtsilhouette zwischen Bergen und Wasser nicht zu prominent herauszuragen – fast zur Häfte in die Erde eingegraben.
Viel Aufmerksamkeit erregten auch das Ningbo Contemporary Art Museum und das Ningbo History Museum in der gleichnamigen Stadt. 2008 zählte er mit den Vertical Courtyard Apartments in Hangzhou zu den Nominierten für den Internationalen Hochhaus-Preis.
Wang Shu war zudem weltweit an Ausstellungen beteiligt; auf der Expo 2010 in Shanghai war er mit dem Ningbo Tengtou Pavilion vertreten. Besucher der Architektur-Biennale in Venedig 2010 erinnern sich an seine Installation Decay of a Dome Exhibit, eine filigrane Holzkonstruktion in den Ausstellungshallen des Arsenale.

Wang Shu wurde bereits vielfach national wie international ausgezeichnet, unter anderem 2011 – diesmal gemeinsam mit seiner Frau – mit dem Schelling-Architekturpreis. Zur Krönung des Preissegens sagt er jetzt: „Das ist wirklich eine große Überraschung. Ich bin ungeheuer geehrt, den Pritzker-Preis zu erhalten. Es beweist, dass ernsthafte Arbeit und Ausdauer zu Ergebnissen führt.“

Die feierliche Preisverleihung wird am 25. Mai 2012 in Peking stattfinden.


Video:



Zum Thema:

Im ARCHlab-Video erklärt Wang Shu von Amateur Architecture Studio seinen Entwurf für das Ningbo History Museum in Zhejiang in China. Die Videoreihe ARCHlab ist eine Koproduktion von BauNetz und Prounen Film, mit freundlicher Unterstützung des Goethe Instituts und der Firma GIRA. Alle Videos sind wahlweise in Originalfassung oder mit deutscher und englischer Synchronisation abrufbar. Mehr Filme gibt es hier .

www.pritzkerprize.com


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Bernd das Brot | 28.02.2012 19:59 Uhr

ein Loblied auf pre-mature-architecture

Ich finds eigentlich ein bisschen verfrüht.

Bei ihm vom Alter her (geschaffenes Werk) und auch in Anbetracht der gesamten Baupraxis in China.
Die Bibliothek und die Hochhäuser sind nun auch wirklich keine Meisterwerke - so sehen Projekte von jedem 2ten Design Institut aus - nicht zu reden von nachlässigem retuschieren. Genauso baut jedes Tragwerksinstitut mit seinen Studenten solch ein Stabwerk.

Es ist wohl eher als ein Signal zu verstehen - vereinzelte Büros aus China sind mittlerweile auch auf der Weltbühne angekommen.
Ausgezeichnet wurde das erfrischend Andere, dieser ganz unbefangene Umgang mit Materialien und Geometrien - eine sehr spontane Architektur chinesischen Einschlags, der allerdings sofort da ist sobald man mit den typischen grauen Ziegeln aufmauern lässt. Die sehr einfache Qualität der Ausführung unterstreicht dabei noch diesen Charakter.
Wang Shu ist da ein guter Vertreter dieser Richtung.

Bleibe aber bei meinen Zweifeln, ob es denn jetzt schon reif dafür war und ob das Proporzprinzip hier griff.

Wenigstens wurde MAD nicht ausgezeichnet.

2

fjw | 28.02.2012 19:34 Uhr

WANG WHO?

Noch nie etwas zuvor von diesem Architekten gehört/gelesen/gesehen - das lässt aufhorchen und klingt spannend. Doch leider zeigen diese Fotos leider nur Durchschnittliches. Architekturen ohne eigene Handschrift, ähnliches hat man bereits 1000fach gesehen. In meinen Augen verwestlichte Architekturversuche aus dem 'neuen' China. Sorry, I don't get it.

1

prima | 28.02.2012 15:57 Uhr

Wang Shu

ist wirklich ein Architekt, der diese hohe Ehre verdient hat. Dafür, dass das Ningbo History Museum wohl immer noch leer ist, dafür kann der Baumeister ja nix.

Aber ein schaler Beigeschmack bleibt ja doch: Dass die Preisverleihung dieses Jahr in Peking stattfinden würde stand doch schon vorher fest. Insofern klingt die Verleihung an einen chinesischen Architekten in dem Zusammenhang irgendwie nach der "Erschließung neuer Märkte" oder nach einer gewissen Einflußnahme von außen. Natürlich wünsche ich dem Pritzkerpreis und seiner Jury, dass es nicht so ist...!

Und an Wang Shu ganz unabhängig davon: Bravo, Glückwunsch.

 
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Wang Shu

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Ningbo History Museum

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