„Das Urteil über die Schönheit aber, das bleibt jedem Einzelnen überlassen. Wer nach dem Grund dieser oder jener Form oder Farbe fragt, dem können wir keine Antwort geben. Denken Sie sich, was Sie wollen.“ Arno Lederers Schlussworte seines ungewöhnlich komplexen und poetischen Erläuterungsberichts weisen nicht etwa in die Richtung eines architektonischen Nihilismus, sondern bilden den Entwurfsprozess für den Neubau des Hospitalhofs in Stuttgart ab.
Konfrontiert mit dem Torso einer kriegszerstörten gotischen Kirche und einem qualitätvollen Bürobau der sechziger Jahre, der aus technischen Gründen nicht erhalten werden konnte, haben die Architekten von Lederer Ragnasdóttir Oei (Stuttgart) in das Hospitalviertel mit seinem rechteckigen Straßenraster ein evangelisches Bildungszentrum eingepflanzt, das im Gegensatz zur Nachkriegsarchitektur die Baukanten der Blöcke wieder respektiert. Aus einem Wettbewerb im Jahr 2009 hervorgegangen (siehe auch die Baubeschreibung von 2012), sollte der Neubau „vertraut und dennoch neu“ aussehen: „Uns interessiert dabei nicht, ob sich der Besucher zuerst die Frage stellt, ob das Gebäude neu oder alt aussieht“.
Decken, Wände und Böden sind aus Materialien, „die wir nicht nur gewohnt sind, sondern die auch durch ihre Fügung den handwerklichen Charakter ausmachen“. Man solle das Gefühl haben: „Jemand hat da für mich Hand angelegt“, erläutert Lederer weiter. Für die Außenhaut haben die Architekten geschlossenen Fassaden aus hellem Ziegelmauerwerk und Beton den Vorzug gegenüber solchen aus Metall und Glas gegeben – sie sind nicht nur preiswerter, sondern haben auch langfristige Vorteile in der Dauerhaftigkeit, bei der Pflege und beim Aufwand für die Reparatur.
Solche Entscheidungen haben die Architekten betont unideologisch und entspannt getroffen: Unterschiedliche architektonische Haltungen führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. „Es gibt da grundsätzlich kein ‚Besser‘ oder ‚Schlechter‘, vielmehr einen Unterschied in der Frage, wie wir die Welt sehen und wie wir sie verändert sehen wollen“.
Der Hospitalhof in der Büchsenstraße 33 in Stuttgart wird diesen Sonntag mit einem Gottesdienst feierlich eröffnet; für das Benefizkonzert des Notos-Quartetts am Freitag, 2. Mai 2014 gibt es noch Karten. (-tze)
Fotos: Roland Halbe
Video:
Die Videoreihe ARCHlab ist eine Koproduktion von BauNetz und Prounen Film, mit freundlicher Unterstützung des Goethe Instituts und der Firma GIRA.
Zum Thema:
www.hospitalhof.de
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Einladungskarte Eröffnungskonzert
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auch ein | 24.04.2014 15:36 Uhrarchitekt
wieder mal ein echter arno mit bögele, runde fenschderle, ziegelstoi, .....
was sollen die -zig runden Fenster nebeneinander ?
die Kirche hat wohl genug geld..........