Jedes Jahr aufs Neue leitet der Serpentine Pavilion in London den Sommer ein. Am morgigen Freitag, 7. Juni wird er offiziell eröffnet. Bis zum 27. Oktober kann man die temporäre Struktur besichtigen und dem Veranstaltungsprogramm folgen. Der Entwurf stammt dieses Mal von dem aus Seoul stammenden Architekten Minsuk Cho und dem von ihm gegründeten Büro Mass Studies.
Seit 2000 wird alljährlich die Ausstellungs- und Eventfläche der Serpentine Galleries – mit einer pandemiebedingten Ausnahme – in den Sommermonaten um einen Pavillon erweitert. Eingebettet im königlichen Park der Kensington Gardens, wird die britische Hauptstadt so immer wieder um ein temporäres Architekturhighlight reicher. Die Ehre kommt nur ausländischen Architekt*innen zuteil, die noch nie im Vereinigten Königreich gebaut haben.
Im internationalen Rampenlicht stand Cho unter anderem 2014, als er mit dem von ihm kuratierten Beitrag Südkoreas auf der Architekturbiennale in Venedig den Goldenen Löwen gewann. Nun entwarf der 58-Jährige einen Pavillon mit dem Titel Archipelagic Void, der als Inselgruppe und deren Zwischenräume gelesen werden will. Ein kreisrunder Platz in der Mitte ist die große Leere. Von hier aus strahlen fünf unterschiedlich gestaltete Pavillonflügel – die „Inseln“ – aus. Diese unterscheiden sich in ihrer Größe, Form, Zweckbestimmung und im Namen, wodurch der Architekt den Besucher*innen – anders als bei den Pavillons der letzten Jahre – Vielfalt und Wahlmöglichkeiten bieten will.
Die Konstruktionen sind größtenteils aus Holz gefertigt, das aus der südenglischen Grafschaft Surrey stammt. Als Sockel dienen quer angeordnete Betonblöcke, die teilweise unter den Strukturen herausragen und als Sitzgelegenheiten dienen. Die fünf Pavillonflügel zeigen sich mal luftig, mal offen, mal mit einem Netz bespannt, mal opak oder transluzent – als Galerie, Auditorium, Spielturm, Teehaus oder „Bibliothek der ungelesenen Bücher“. Den von einem traditionellen koreanischen Wohnhaus inspirierten Hohlraum in der Mitte krönt ein Ring aus Eisen, der eine physische wie auch symbolische Verbindung zwischen den radialen Raumelementen schaffen soll.
Den Serpentine Pavilion und das Programm finanzieren stets zahlreiche Sponsoren und Unternehmen. Zum wiederholten Mal agiert in diesem Jahr die Investmentbank Goldman Sachs als Hauptpartnerin, dazu kommen unter vielen anderen der koreanische Kunstmäzen Yongsoo Huh, die staatliche Korea Foundation, der britische Eventausstatter Stage One sowie der technische Dienstleister Aecom.
Zur morgigen Eröffnung trifft der Architekt in einem Gespräch auf den künstlerischen Leiter der Serpentine Galleries Hans Ulrich Obrist. Wer in den nächsten Monaten die Kensington Gardens besucht, sollte es außerdem nicht versäumen, ein weiteres Sternchen der zeitgenössischen Kunst zu entdecken. Der drei Meter hohe Strip-Tower von Gerhard Richter lässt sich im Bereich Serpentine South seit April und noch bis Mitte Oktober bewundern. (sab)
Fotos: Iwan Baan, Mok Jungwook
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