Die graue Farbe passt gut zur Pariser Dächerlandschaft, die Form allerdings biegt sich im Wortsinne aus dem homogenen Erbe Haussmanns heraus: Der raupenartige Neubau von Renzo Piano Building Workshop für die Fondation Jérôme Seydoux Pathé wird an diesem Freitag eröffnet. Jérôme Seydoux – Nachkomme der Bankiersfamilie Schlumberger – ist der Co-Präsident von Cinema Pathé. Der Neubau dient nun als Hauptsitz der Stiftung, die Pathés Filmkunst-Erbe beherbergen soll.
Was an eine Raupe erinnert, beschreiben die Architekten als eine „eierförmige Struktur“. Zwei bestehende Bauten mussten zunächst abgerissen werden, um diese 26 Meter hohe Form zwischen den Häuserblocks inmitten des 13. Arrondissements einzusetzen, damit sie hier einen „offenen, physischen Dialog mit den Bestandsbauten“ führen kann. Nur wenige Stützen geben der riesigen Wölbung, die sich an die umgebenden Hinterhof-Häuser anschließt, einen Halt, erläutert Renzo Piano, der gemeinsam mit Richard Rogers und Gianfranco Franchini mit dem Centre Pompidou bereits 1977 die Pariser Dachlandschaft beeinflusst hat.
Zusätzlich zum Neubau wurde die bestehende Altbaufassade, die zur Avenue des Gobelins weist, renoviert und ein transparenter Neubau dahinter gesetzt. Dieser stellt eine Art Empfangsraum für die Besucher dar. Von hier aus geht es dann in die Raupe oder das Ei – wie auch immer man es lieber nennen mag – hinein.
Im Inneren sind Archivräume der Stiftung untergebracht, ebenso Ausstellungsräume für temporäre und Dauerausstellungen. Im Obergeschoss befinden sich Büros, die durch das geschwungene Glasdach genügend Tageslicht erhalten. Für ein ökologisch reines Gewissen haben die Architekten einen Garten im verbleibenden Hinterhof angelegt. Abends, wenn das graue Häusermeer in die Dunkelheit eintaucht, leuchtet die Raupe in die Pariser Nacht. (pg)
Fotos: Michel Denancé
Zum Thema:
www.fondation-jeromeseydoux-pathe.com
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