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27.01.2023

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Neue Pläne für den Checkpoint Charlie

Ergebnisse des Dialogverfahrens in Berlin vorgestellt


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Nach zahlreichen Diskussionen und mehreren gescheiterten Bauvorhaben liegen neue Planungsziele für den Checkpoint Charlie in Berlin auf dem Tisch. Am Dienstag präsentierte ein Gremium Leitlinien, die seit Herbst in einem Dialogverfahren erarbeitet worden waren. Dabei geht es auch um einen Bildungs- und Erinnerungsort, der am legendären ehemaligen Grenzübergang entstehen soll.

Von Sara Lusic-Alavanja


Nachdem im Jahr 2020 für den Checkpoint Charlie ein Bebauungsplan beschlossen worden war und sich daraufhin die Investorengruppe Trockland samt ihrer Bauvorhaben zurückgezogen hatte, konnte das Land Berlin im Herbst 2022 zwei Teilflächen der beiden letzten noch unbebauten Grundstücke aus der Insolvenzmasse des Vorbesitzers erwerben und damit einen Teil der in den 1990er Jahren veräußerten, öffentlichen Flächen zurückkaufen. Entstehen sollen darauf ein Bildungs- und Erinnerungsort Checkpoint Charlie und ein Stadtplatz.

Parallel zum Grundstückskauf hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen gemeinsam mit weiteren Senatsverwaltungen, zwei Bezirksämtern sowie der Stiftung Berliner Mauer ein städtebauliches Dialogverfahren zum Bildungs- und Erinnerungsort Checkpoint Charlie gestartet. Leitlinien für die weitere Planung sollten erarbeitet werden, auch wenn die Finanzierung und das Programm des Bildungs- und Erinnerungsortes noch offen sind. Mit dabei waren sowohl das Landesdenkmalamt, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien als auch ein Beratungsgremium aus Vertreter*innen der Bürgerschaft, Verbänden, Stiftungen und Experten. Heide & von Beckerath (Berlin) mit MLA+ (Rotterdam) und Atelier Miething (Paris) begleiteten das Verfahren.

Zwanzig Leitlinien markieren nun die baulichen Ansprüche an den künftigen Bildungs- und Erinnerungsort. Sie sollen historische Spuren schützen und die größtmögliche Sichtbarkeit der denkmalgeschützten, angrenzenden Brandwände sicherstellen. „Die Leere als besondere Charakteristik des Ortes“ soll weiterentwickelt werden, heißt es in der Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Wie der Bildungs- und Erinnerungsort Checkpoint Charlie konkret auszubilden ist, definieren die Leitlinien nicht. Sie schließen dafür allein eine unterirdische Bebauung aus.

Die Leitlinien gelten auch für die beiden noch unbebauten, angrenzenden Grundstücke. So soll zum Beispiel die Fassade der künftigen, östlich an den Erinnerungsort grenzenden Wohnbebauung mindestens elf Meter hoch geschlossen bleiben, ebenso die Erdgeschosszone auf dem Grundstück westlich der Friedrichstraße. Denn die Neubauten „müssen sich klar von den historischen Brandwänden unterscheiden und zugleich darf nicht der Eindruck eines historisch gewachsenen Stadtplatzes entstehen“. Außerdem sollen „die zum Bildungs- und Erinnerungsort ausgerichteten Neubaufassaden gegenüber dem Gedenkort visuell zurückhaltend, die abgewandten Fassaden der jeweiligen Nutzung angemessen gestaltet werden. Zudem ist eine Verkehrsberuhigung der Bereiche geplant.

„Wir haben mit diesen Leitlinien die gestalterischen Parameter für einen sehr bedeutenden und weltweit bekannten Raum geschaffen, welcher der einmaligen Geschichte des Grenzübergangs Checkpoint Charlie und seiner künftigen Rolle als Bildungs- und Erinnerungsort gerecht werden kann,“ fasst Petra Kahlfeldt das Ergebnis des Dialogverfahrens zusammen. Für das Ostgrundstück des privaten Investors sei ein einphasiger, nicht-offener Realisierungswettbewerb mit sieben teilnehmenden Büros ab Mitte Februar geplant, erklärte die Senatsbaudirektorin am Dienstag. Die Entwicklung des Westgrundstücks werde – ohne Wettbewerb – vom Berliner Baukollegium begleitet. Auch ein interdisziplinärer Realisierungswettbewerb für den Bildungs- und Erinnerungsort ist geplant.

Kritik kommt derweil von Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin und Mitglied des Beratungsgremiums (dabei aber nicht in ihrer Funktion als Kammerpräsidentin). Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Christoph Sommer und dem Kulturwissenschaftler, Publizisten und ehemaligen Berliner Kultursenator Thomas Flierl hatte sie bereits vor dem Dialogverfahren einen Wettbewerb für den Checkpoint Charlie gefordert. Die nun gefällten Entscheidungen, mehrere einzelne Verfahren und Wettbewerbe, beziehungsweise Beratungsprozesse hintereinander zu schalten, seien das Gegenteil des von ihnen geforderten ganzheitlichen Prozesses für das Planungsgebiet, so Keilhacker.

Thomas Flierl, der ebenfalls zum Beratungsgremium gehörte, erklärt gegenüber BauNetz: „Der Rückkauf der Teilflächen ist ein wichtiger Fortschritt, enttäuschend allerdings ist, dass die kulturfachliche Debatte und der damit verbundene erinnerungspolitische Auftrag nachgereicht werden sollen. Im Rahmen des Verfahrens ist nicht geklärt worden, welches Raumprogramm für den Erinnerungsort überhaupt notwendig ist, dabei gibt es an diesem städtischen Ort auch noch mehr Anforderungen als dessen Gestaltung.“

Der Name des Investors für die beiden unbebauten Grundstücke wurde offiziell nicht genannt. Hinter den Kulissen kursiert der des Frankfurter Projektentwicklers Goldstein.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

Hans-J. Heidenreich | 27.01.2023 17:35 Uhr

Das Hinterzimmer lebt

Bloss keine kompetitiven Verfahren in Berlin, bloss keine offener Wettbewerb, und wieder eine traurige Hinterzimmer"entscheidung". Und die Architektenkammer Berlin schweigt in gepflegter Routine. So geht Provinz.

3

maestrow | 27.01.2023 17:23 Uhr

die Leere weiter entwickeln

ginge ganz einfach, hätte man nicht vor Jahren ohne Sinn und Verstand alles verscherbelt, müsste heute nicht bebaut werden müssen.

Nun aber ein weiterer Planverfahren das die "Leere weiter entwickelt" Das tönt überaus konfuzianistisch!

Das wird Berlin sicher elegant an die Brandwand fahren!

2

Frauke | 27.01.2023 17:01 Uhr

Warum denn nicht

mal öffentlich geförderten Wohnraum auf zentralem städtischen Grundstücken schaffen und jeweils 2 Wohnhochhäuser auf den beiden Grundstücken als Torsituation schaffen.
Das Erdgeschoss könnte dann komplett frei bleiben (teils überdacht) als Erinnerungsort.

Man kann seine Stadt auch zu Tode erinnern indem man diese Orte immer auch in der dritten Dimension frei halten will.

Die Brandwand Melancholie ist auch seit "Der Himmel über Berlin" schon ausgelutscht.

1

Wumitralala | 27.01.2023 16:25 Uhr

neue Transparenz

Lach- und Sachgeschichten aus Berlin
(nach dem Erfolgsmodell Molkenmarkt)

- Wieder Werkstatt.
- Wieder ohne greifbare Ergebnisse.
- Wieder ohne Verbindlichkeit bezüglich Entwurf und Entwurfsautor:innen.
- Und als Doppelplus: eine anonyme Investor:in.

Danke Frau K.
Für soviel Durchsichtigkeit.
Und natürlich, danke SPD.


PS.: Juhu, liebe Kolleg:innen. Erklärt doch bitte hier im Anschluss nochmal, wie prima Frau K. für die Berliner Planungskultur ist.

 
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Am Checkpoint Charlie sollen östlich und westlich der Friedrichstraße ein Bildungs- und Erinnerungsort sowie ein Stadtplatz entstehen. Auch zwei private Neubauprojekte sind geplant.

Am Checkpoint Charlie sollen östlich und westlich der Friedrichstraße ein Bildungs- und Erinnerungsort sowie ein Stadtplatz entstehen. Auch zwei private Neubauprojekte sind geplant.

2020 wurde der Bebauungsplan 1-98 beschlossen. Er bildet die Grundlage für die aktuellen Planungsvorhaben.

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