Horst Seehofer hätte den Gasteig gerne abreißen lassen, doch der Klotz widersetzte sich auf durchaus zeitgenössische Art: Dank einer komplizierten Leasingkonstruktion wären auch nach einer Entsorgung bis 2030 zweistellige Millionenbeträge an Miete fällig geworden. Dann doch lieber eine Generalsanierung, dachte man sich wohl, zumal das Gebäude, das mit Konzertsaal, Volkshochschule und Stadtbibliothek als eines der größten Kulturzentren Deutschlands gilt, durchaus gut besucht ist. Der schlechte Bauzustand, der nach aktuellem Stand eine Investition von mindestens 300 Millionen Euro notwendig macht, kam auch dadurch zustande, dass zunächst die endgültige Entscheidung in der Konzerthaus-Saga abgewartet werden musste.
Ab 2020 wird man nun aber mit der Wiederherstellung des Gebäudes der Architekten Raue, Rollenhagen und Lindemann beginnen, und während dieser auf fünf Jahre veranschlagten Phase braucht es eine Interimslösung. Im Rahmen eines zweistufigen Verhandlungsverfahrens konnten sich gmp · Architekten von Gerkan Marg und Partner (Hamburg) den Zuschlag für einen in München Sendling zu errichtenden, temporären Konzertsaal sichern. Der ist direkt am Mittleren Ring auf einem ehemaligen Areal der Stadtwerke geplant, dessen alte Hallen heute als „Kunst- & Handwerksquartier“ genutzt werden. Dem Entwurf nach dockt der modulare Bau an die „Halle E“ aus Backstein an, die sowohl als Foyer dienen als auch Nebenfunktionen wie Seminar- und Besprechungsräume aufnehmen wird. Weitere Gasteig-Institutionen wie die Volkshochschule sollen ebenfalls auf dem Areal unterkommen, was allerdings auch bedeutet, dass ein Teil der heutigen Mieter ausziehen muss.
Für den Modulbau schlagen gmp eine Konstruktion aus zwei getrennten Systemen vor, was eine besonders kurze Bauzeit sowie einen einfachen Rück- und Wiederaufbau möglich machen soll. Das Stahltragwerk und die gläserne Hülle werden dabei kostengünstig aus „marktüblichen“ Bauteilen errichtet, während der eigentliche Konzertsaal aus Holz parallel zum Aufbau vorgefertigt werden kann. Insgesamt wird es Platz für 1.800 Besucher geben, die dort die Konzerte der Münchner Philharmoniker und der Gastorchester besuchen können. Neben gmp sind unter anderem schlaich bergermann partner sbp als Tragwerksplaner an dem Projekt beteiligt. (sb)
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